Volltext: Wer Bescheid weiss, ist bescheiden

Wilfried Marxer 
wicklung unterhalten. In einem Bericht und Antrag der Regierung zur 
Postulatsbeantwortung betreffend ein Konzept zur Förderung der Wis- 
senschaft und Forschung von 2010 gelangte die Regierung zum Schluss, 
dass 98,5 Prozent! der Forschungsausgaben in Liechtenstein von Priva- 
ten aufgebracht werden (Regierung 2010, S. 21). Dort heisst es weiter 
(S. 22): «Die von der liechtensteinischen Wirtschaft aufgewendeten For- 
schungs- und Entwicklungs-Beiträge werden von wenigen Industriebe- 
trieben im Bereich der angewandten Forschung erbracht (...). Liechten- 
stein als Staat trägt hingegen nur zu einem kleinen Teil zu den gesamten 
Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen bei.» 
Die privaten, unternehmerisch motivierten Forschungsaufwendun- 
gen bescheren Liechtenstein in dieser Hinsicht einen internationalen 
Spitzenplatz. Denn es heisst im Bericht der Regierung weiter, dass die 
OECD ermittelt hat, dass in den Mitgliedsstaaten durchschnittlich 
2,3 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) für Forschung und Ent- 
wicklung aufgewendet werden. Der EU-Zielwert wird mit 3 Prozent an- 
gegeben. Während sich die Schweiz und Österreich ungefähr auf diesem 
Niveau bewegten, lag Liechtenstein mit 6,8 Prozent deutlich darüber.? 
Anders sieht es hingegen mit der staatlichen Forschungsförderung 
aus. Die Zahlen im erwähnten Bericht und Antrag der Regierung (Regie- 
rung 2010, S. 20-23) bezogen sich auf das Jahr 2009. Demgemäss wurde 
in Liechtenstein ein Anteil von 0,123 Prozent des BIP für staatlich geför- 
derte Forschung und Entwicklung ausgegeben. Im Vergleich dazu lag 
der OECD-Durchschnitt bei 0,5 Prozent, der Durchschnitt der EU27- 
Staaten bei 0,6 Prozent, in der Schweiz bei 0,7 Prozent. Das ist etwa vier 
bis sechs Mal mehr als in Liechtenstein. 
Diese Zahlen stammen allerdings aus der Zeit vor der Sparwelle, als 
das Staatsbudget noch intakt war. Im Jahr 2009 endete die laufende 
Rechnung noch mit einem Ertragsüberschuss von 59 Mio. Franken. Die 
Postulatsbeantwortung schloss denn auch etwas euphorisch mit einer 
Reihe von Handlungsempfehlungen, die im Rückblick wie Träumereien 
  
1 Kellermann und Schlag (2006, S. 79-82) haben in ihrer Studie sogar einen Anteil von 
99,3 Prozent durch private Unternehmen ermittelt. 
2 Kellermann und Schlag (2006, S. 72; 2012, S. 26) weisen einen Anteil von 7,1 Pro- 
zent am BIP für die privaten Investitionen in Forschung und Entwicklung für das 
Jahr 2003 aus. 
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