Souveränität zwischen Rheinbund und Wiener Kongress
einen kritischeren, der bürgerlich-emanzipatorischen Denkweise nahe-
stehenden Blick auf die Entwicklung, etwa wenn er die «polizeistaatli-
che[ ] Bevormundung» rügte, welche 1808 «an Stelle der aufgehobenen
alten Verfassung» getreten sei und die Zeit der «ständischen Verfassung»
(1818-1862) geprägt habe.“
Im Zentrum dieser Arbeiten stand Fürst Johann I., den, so Falke,
die Zeitgenossen als «besten und edelsten Menschen» gekannt hatten,
der zugleich «verwegen» und «besonnen», «hochherzig», «gerecht und
grossdenkend», «liebenswürdig und wohlwollend» war. Besonders ver-
ehrt wurde er als Krieger und Kriegsheld, aber auch als «ausgezeichne-
ter Verwalter und Oekonom»: Falke widmete dem Kriegsverlauf und
der Rolle, die Johann I. als österreichischer General dabei spielte, 41 von
54 Seiten, Fetz acht von zehn Seiten, Büchel (1912) zweieinhalb von drei
Seiten, Criste 157 von 185 Seiten, In der Maur indes nur 14 von 49 Sei-
ten, Schädler gerade mal einen Satz.
Falkes und Cristes Darstellungen der zweifellos ausserordentlich
erfolgreichen, 1809 im Feldmarschallrang und im Oberbefehl über die
österreichische Armee gipfelnden Militärlaufbahn Johanns I. enthielten
inhaltlich und sprachlich alle Elemente der Heldengeschichte. Sie
berührten jedoch auch einzelne kritische Punkte, etwa den Unwillen
Kaiser Franz I. und Metternichs über den von Johann I. ausgehandelten
Frieden von Schönbrunn (1809). In der jeglichen Schatten ausblenden-
den Verkürzung und Verdichtung in Büchels «volkstümlich» gehalte-
nem, offensichtlich auf die verehrungsfördernde Wirkung in der liech-
tensteinischen Schülerschaft und Bevölkerung abzielenden Büchlein von
1912 erhielt die Erzählung der «Heldenlaufbahn»* einen noch pene-
tranteren Ton.
Einige Beispiele seien genannt: Die «kühnen» und «glorreichen
Waffentaten» des «tapferen Generals», der sich «mit Todesverachtung»
auf die Feinde stürzte, wurden «allgemein bewundert», zumal er etwa in
der Schlacht an der Trebbia (1799) «den grössten Anteil an dem grossen
34 Albert Schädler, Die geschichtliche Entwicklung Liechtensteins, mit besonderer Be-
rücksichtigung der neuen Zeit, in: JBL 19, Vaduz 1919, S. 5-72, hier S. 27 und 71.
Vgl. Rudolf Rheinberger, «Schädler, Albert», in: HLFL 2 (Anm. 6), 5. 826 f.
35 Falke (Anm. 31), Bd. 3, 5. 285.
36 Büchel (Anm. 29), S. 30.
157