Volltext: Wer Bescheid weiss, ist bescheiden

Souveränität zwischen Rheinbund und Wiener Kongress 
tät allein dem Fürsten zu verdanken habe. Jedoch nicht die mehrdeutige 
Politik Johanns I. zwischen Österreich und Frankreich führte er als 
Begründung an, sondern dessen «hochherzige[ ] Tugenden». 
Daran knüpften spätere Autoren in übersteigerter Form und teils 
ans Skurrile grenzender Idealisierung und Überhöhung des Fürsten an, 
was umso leichter möglich war, als manche zentrale Vorgänge einer ein- 
leuchtenden oder gar gesicherten Erklärung entbehrten. Als sich das 
Land nach 1866 eine eigene, von Deutschland gelöste Identität erschaf- 
fen musste, ein tauglicher liechtensteinischer Gründungs- oder Natio- 
nalmythos aber mangelte, liess sich der als «Held» gezeichnete Fürst, der 
sein Ländchen am Alpenrhein notabene kein einziges Mal gesehen oder 
betreten hat, eigenartigerweise sowohl für die Konstruktion eines liech- 
tensteinischen «National»-Gefühls und -Stolzes nutzen wie auch als 
Mosaikstein eines monarchischen Geschichtsbildes, das bis heute einen 
wesentlichen Teil der fürstlichen Herrschaftslegitimation ausmacht: des 
wirkmächtigen Mythos der dem Fürstenhaus Liechtenstein entsprosse- 
nen weisen, wenn nicht genialen Staatsmänner. 
Vertreter dieser historiografischen Richtung, in deren Arbeiten die 
Regierungsjahre der Fürsten als zentrales Gliederungs- und Periodisie- 
rungsprinzip dienten, waren unter anderen der aus Graubünden stam- 
mende Vaduzer Hofkaplan und Volksblatt-Gründer Johann Franz Fetz 
(1809-1884), der 1882 das nach Kaiser zweite Buch zur liechtensteini- 
schen Landesgeschichte publizierte,” der liechtensteinische Landesver- 
weser Karl von In der Maur (1852-1913), der mit seinem Beitrag über 
Fürst Johann I. (1905) explizit eine Richtigstellung der «höchst einsei- 
tig[en] und ungenau[en]» Darstellung dieser Zeitperiode durch Peter 
Kaiser bezweckte,?® sowie der konservative Geistliche Johann Baptist 
Büchel aus Balzers (1853-1927), in dessen Büchlein «Geschichte des 
  
26 Die Landesbeschreibung des Landvogts Josef Schuppler aus dem Jahre 1815, he- 
rausgegeben von Alois Ospelt, in: JBL 75, Vaduz 1975, S. 189—461, hier S. 219. 
27 Johann Franz Fetz, Leitfaden zur Geschichte des Fürstenthums Liechtenstein. Ge- 
schichte der alten St. Florins-Kapelle und der neuen Pfarrkirche zu Vaduz, Buchs 
1882. Vgl. Franz Näscher, «Fetz, Johann Franz», in: HLFL 1 (Anm. 6), S. 223. 
28 Karl von In der Maur, Feldmarschall Johann Fürst von Liechtenstein und seine Re- 
gierungszeit im Fürstentum, in: JBL 5, Vaduz 1905, S. 149-216, hier S. 153 (Zitat), 
175. Vgl. Karl Heinz Burmeister, «In der Maur auf Strelburg und zu Freifeld, Karl 
von», in: HLFL 1 (Anm. 6), 5. 386 f. 
155
	        

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