Volltext: Frauen in der politischen Elite Liechtensteins

Das Politikverständnis der drei Frauen unterscheidet sich deutlich. Steht bei der Regie- 
rungsrätin bei den anliegenden Sachgeschäften klar das Landesinteresse im Vordergrund, 
stellt man bei den beiden Landtagsabgeordneten eine gewisse parteipolitische Färbung 
der Sachfragen fest. Wobei gerade bei Politikerin Y der Eindruck entstehen kann, dass die 
Rivalität zwischen den Parteien, die Positionen massgeblich beeinflusst. Politikerin X ver- 
steht sich als Einzelkämpferin, die sich jedoch gut in ihrer Fraktion integrieren kann, so- 
lange die Parteiposition nicht von ihrer persönlichen Haltung abweicht. 
Wichtig auf dem Weg in die politische Elite war bei allen die Bekanntheit, sei es in der brei- 
ten Bevólkerung oder parteiintern. Hartmann betont in seinem Beitrag den hohen Stellen- 
wert des innerparteilichen Aufstiegs, der sogenannten Ochsentour, zur Erlangung nationa- 
ler Führungspositionen (Hartmann 2002: 141). Keine der drei Politikerinnen kann man zu 
langjáhrigen, erfahrenen Parteimitgliedern záhlen. Politikerin X erlangte Bekanntheit 
durch ihre überraschende Vorsteherkandidatur als Parteiunabhángige. Politikerin Y und Z 
engagierten sich wahrend vier Jahren im Parteivorstand und konnten sich so die Unter- 
stützung ihrer Partei sichern. Ob dieses Engagement jedoch ausschlaggebend war für die 
Wahl in den Landtag lásst sich nicht abschliessend feststellen. Der Appell an die innerpar- 
teiliche Solidaritát und die Mobilisierung waren bis anhin wichtige Faktoren für eine erfolg- 
reiche Landtagskandidatur. Laut Marxer hat der Wertewandel, die Auflósung traditioneller 
sozialer Bindungen und die Veránderung der Wáhlerbasis zur Folge, dass diese Faktoren 
an Gewicht verlieren. , Wer nicht mit überzeugender personeller Ausstattung und zukunfts- 
fáhigen politischen Inhalten in der politischen Arena agiert und dabei erfolgreich kommuni- 
ziert, verspielt viele Chancen" (Marxer 2000: 368). Eine Entwicklung die durchaus als 
Chance für engagierte und kompetente Frauen verstanden werden kann. 
Unterschiedlich wahrgenommen wurde die Akzeptanz der Frauen im Landtag bzw. Regie- 
rung. Während die Landtagsabgeordnete X noch deutliche Unterschiede im Tonfall und 
der Argumentationsweise der Männer gegenüber den Frauen wahrnimmt, sehen sich die 
beiden anderen Politikerinnen auf gleicher Augenhöhe mit den Männern. Frauen sind nach 
ihrer Einschätzung politisch etabliert und ein fester Bestandteil im liechtensteinischen 
Landtag. Marxer konnte in seiner Nachwahlanalyse 2005 ebenfalls gewisse Normalisie- 
rungstendenzen ausmachen. So ist ,das Stimmendefizit ... geringer geworden, frauen- 
freundliches Wahlverhalten hat zugenommen, und frauendiskriminierende Einstellungen 
sind leicht rückläufig“ (Marxer 2005: 42). Er warnt jedoch vor allzu viel Optimismus. Nach 
wie vor verbleiben die Männer in den günstigeren Positionen und weisen bessere Wahl- 
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