werden. Nach dem Studium sucht Y eine neue Herausforderung. Zunächst ist sie un-
schlüssig, wo sie diese finden kann, entscheidet sich jedoch dann für die Gründung eines
eigenen Unternehmens. Noch bevor sie ihr Vorhaben in die Tat umsetzen kann, wird sie
angefragt, ob sie sich als Landtagskandidatin zur Verfügung stellen würde.
„Und dann ist diese Anfrage mit der Politik gekommen und dann habe ich das
Gefühl gehabt, okay, wenn du gewählt wirst, dann bleibst du, weil eh du kannst
ja hicht selbständig und irgendwie also, dann bleibst du noch einmal ein Jahr
und schaust dir einmal an, ob du quasi zufriedener wirst in Anführungszeichen
mit diesen zwei Komponenten“ (Interview Y: 245-252).
Getrieben von einer Unzufriedenheit sucht sie neue Betätigungsfelder, dabei analysiert sie
ihre Situation klar und bricht dann zielstrebig und selbstbestimmt auf zu neuen Ufern. Bei
ihren Ausführungen fällt besonders auf, dass sie nicht ein ausgeprägtes Interesse für das
politische Geschehen in den Vordergrund stellt, sondern dass vielmehr eine logische Ab-
folge der Geschehnisse auf der Suche nach Zufriedenheit den Weg in die Politik nach-
zeichnen. Nachdem ihr zehn Stimmen für den Einzug in den Landtag fehlen, setzt sie ihre
vorgefassten Pläne in die Tat um und gründet ihr eigenes Unternehmen.
Vier Jahre später kandidiert sie erneut für den Landtag. Anders als bei der ersten Kandida-
tur ist die Wahl keine Option sondern ein klar anvisiertes Ziel. Was ihr gemäss eigener A-
nalyse beim ersten Versuch gefehlt hat, ist die Bekanntheit in der breiten Bevölkerung (In-
terview Y: 396-406). Im Anschluss an die erste Wahlniederlage hat sie im Parteipräsidium
mitgearbeitet. „Die Präsidiumsarbeit ... ist dann was gewesen, wo ich das Gefühl gehabt
habe, okay, schaust du dir den ganzen Apparat an. Es tut auch dem Allgemeinwissen gar
nicht schlecht, um einmal zu wissen, wie das alles funktioniert" (Interview Y: 181-187). Die
Begeisterung scheint zu fehlen. Man kommt nicht umhin, sich zu fragen, weshalb sie die-
ses Angebot nicht ausschlágt, hat sie doch mit dem Schritt in die Selbstándigkeit eine
neue Herausforderung gefunden. Beruflich hat Y viel erreicht, so dass die Vermutung nahe
liegt, dass nebst der gefühlten inneren Verpflichtung auch ihr Ehrgeiz beim ersten Schei-
tern geweckt wurde. Die intensive Hintergrundarbeit im Prásidium ist für Y keine langfristi-
ge Perspektive. „Mir sind schon eher die Themen wichtig als jetzt der Parteiapparat in dem
Sinn oder. Und dann habe ich schon das Gefühl gehabt also entweder an die Front oder
ja, sonst lassen wir das einfach“ (Interview Y: 277-282). Sie will sich aktiv am politischen
Geschehen beteiligen und dabei auch sichtbar werden. Vor diesem Hintergrund betrach-
tet, rückt die Präsidialarbeit in ein anderes Licht. Mit dem Engagement für die Partei ver-
folgt Y auch ihr persönliches Ziel, nämlich die Wahl in den Landtag 2005. Sie macht sich
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