Ulrich:
Elisabeth:
Das wird schon besser mit der Zeit! Elisabeth, du hast mich auch gehörig
Ritterdienste tun lassen. Nun - ist's nicht besser geworden?
Schlechter, wolltest du wohl sagen, Alter.
- gehen heiter plaudernd ab, Roswitha bleibt alleine zurück
Roswitha:
Mein Hans. - O, er istein lieber Mann. O, was waren das für selige Zeiten, als er
von siegreicher Fehde aus dem Welschland® heimgezogen kam und wir droben
im festlich geschmückten Rittersaal Verlobung feierten, unsre Herzen
unauflósbar zusammenschmiedeten durch das eiserne Wort „Dein“ - Dein auf
ewig! Und welch glückliche Zeiten verlebten wir später!
Und dann kam das Schicksal! Dann ist er auf unsre Burg gekommen, er, der Ritter
Wirnt von Gutenberg, der letzte Sprössling des alten, stolzen Adelsgeschlechtes
derer von Gutenberg, das einst diese Burg innehatte.
Lange Jahre hatte ich ihn nicht mehr gesehen. Als viel gefeierter Minnesänger ist
er wiedergekehrt, dessen Namen man in allen deutschen Landen mit Ehrfurcht
nennt, den man noch kennen wird, wenn wir alle vergessen und vermodert sein
werden. - Einst war er ein armer heimatloser Knabe. Mein Vater hat ihm auf
unserm Schloss eine Heimat geboten. Wir haben den Kindheitstraum zusammen
geträumt. Und als mählich die Zeit der Knospen, der Zeit der Blüten wich - da
wussten wir es beide - wir hatten uns lieb, unsäglich lieb!
Und dann ister plótzlich verschwunden. Ich hórte nie mehr von ihm. Er musste
mich vergessen haben. Ich schalt ihn treulos, ich versuchte ihn zu vergessen -
und verlobte mich mit meinem Hans.
Und jetzt - Wirnt, Wirnt, warum kommst du wieder? Warum bringst du mein
Blut in Aufruhr, mein noch vor kurzem so ruhiges, glückliches Herz? Was greifst
du in meine Seele hinein und reissest den stillen Frieden heraus und wirst
qualvollen Zwiespalt hinein? Was nimmst du mir meine klare, helle Sonne und
gibst mir dafür Dunkelheit und Wirrnis, Nacht? - O, dass ich ...
- Roswitha verstummt, da sich Wirnt náhert
Wirnt:
- singt leise vor sich hin, in sich gekehrt, ohne Roswitha zu sehen
„Oft hab ich die Harfe gespielt
Meiner Herrin zur Lust,
Wenn selig und froh sie ruhte
An meiner Brust.
Oft hab ich ihr Blumen gepflückt
Am Wiesenrand,
Ich hab ihr alles gebracht,
Was im Lenz ich fand.
Die Blumen verdorrten alle,
Die Harfe zersprang
Mir wird, denk ich jener Zeiten,
Ums Herz so bang.“
- Roswitha hört heimlich zu.
Wirnt:
Jener Zeiten, in deren Erinnerung mir der Gram das Herz zernagt - jener Zeiten,
denen ich damals entflohen bin, weil sie ein Glück bargen, nach dem ich die Hand
? alte Bezeichnung für Italien und Frankreich