Volltext: Der letzte Gutenberger und der Schwabenkrieg

Bollwerk so nachlässig verproviantierte, dass es nicht eine längere Belagerung ausgehal- 
ten hätte. [...] Ulrich v. Ramschwag liess sich durch alles nicht schrecken, hielt fest und 
; «144 
bewahrte sich vor Ungemach. 
Das Aushungern wird auch im Burgenspiel dargestellt. Hier erfindet der Burgmeier eine 
List, weswegen die Eidgenossen schlussendlich die Belagerung aufgegeben haben. So wird 
auf der Burg tüglich ein Schwein geschlagen, das dabei jámmerlich schreit. „Damit die 
Belagerer meinen sollen, wir kónnten uns noch jeden Tag frischen Schweinebraten leis- 
ten «145 
Sowohl bei Büchel als auch in der zeitgenóssischer Forschungsliteratur wird von einer 
zweiwöchigen Belagerung der Burg Gutenberg gesprochen: „Die Belagerung von Guten- 
berg hatte 14 Tage gedauert; am 24. April zogen sich die Bündner über die Steig zu- 
rück. «146 
Dies kann aber nicht sein, da Hauptmann Hans Thomen am 24. April 1499, also 
vierzehn Tage nach dem Beginn der Belagerung, an die Bündner schrieb: „Lieben heren, 
euer wohlgeboren fueg ich ze wissen, wie mir gemein hoptlut, so vor Guottenberg ligent, 
enpietten gar ernsthlich und drungenlich uch [...], ob yenen buchsen pullver vorhanden sy, 
daz selbig von stund an hinab zuo inen in daz feld fur daz schloss geschigkt und verfertiget 
waerd «147 
Hauptmann Thomen bat also in seinem Schreiben den Bürgermeister und Rat 
von Chur um eine schnelle Lieferung von Schiesspulver in das Feldlager vor der Burg. Dies 
klingt nicht nach einer baldigen Auflósung der Belagerung. Wie lange jedoch die Belage- 
rung tatsáchlich dauerte, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. 
4.2.13. Thüring von Rüttinen 
Zu einem spannenden Theaterstück gehört auch die Rolle des Verräters. Beim „letzten Gu- 
tenberger“ ist dies der Betrüger Giacomo Campotorre aus dem „Welschland“ (Italien oder 
Frankreich im historischen Sprachgebrauch). Die Eidgenossen haben ihm angeblich fünf- 
hundert Mark Silber versprochen, wenn er ihnen helfe, in die Burg Gutenberg einzudringen. 
So hat er sich als Graf Thüring von Rüttinen ausgegeben und sich Ludwig von Brandis und 
Hans von Königsegg angeschlossen, welche auf dem Weg zur Burg waren. Als Brandis 
  
1^ Büchel, 1914, S. 51 
1 Minst, 1925, S. 44 
16 Büchel, 1914, S. 51 
1 Liechtensteinisches Urkundenbuch — digital, Teil II. Stadtarchiv Chur, RA. 1499.058. 
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