Abstract
Eine Geschichtsdarstellung sagt oft mehr über die Zeit ihrer Entstehung aus als über die
Zeit von der sie berichtet. So ist es auch mit dem Freilichtspiel „Der letzte Gutenberger“
von Karl Josef Minst, welches im Jahre 1925 auf der Burg Gutenberg in Balzers aufgeführt
wurde. Das heimatliche Burgenspiel entführte den Zuschauer, durch eine aufwändige Ins-
zenierung, in die kriegerische Vergangenheit der Burg Gutenberg.
Die wahre Absicht des Stückes war jedoch nicht die Vermittlung von historischen Ereignis-
sen aus der Zeit des Schwabenkriegs von 1499. Vielmehr sollte das Schauspiel, welches
fast ausschliesslich von Balznerinnen und Balznern aufgeführt wurde, dazu beitragen, dass
die neue, im Sinne der Burgenromantik, wieder aufgebaute Burg Gutenberg zu einem Balz-
ner Wahrzeichen werden sollte, womit sich die Dorfbevölkerung identifizieren konnte.
Das kritische Bewerten von geschichtlichen Informationen zählt wohl zu den wichtigsten
Kompetenzen, welche im Geschichtsunterricht auf der Sekundarstufe zu erwerben sind.
Durch das Vergleichen der szenischen Darstellungen des Burgenspiels mit historischen
Quellen aus dem Schwabenkrieg und Darstellungen aus dem 19. und beginnenden 20. Jahr-
hundert, können die Schülerinnen und Schüler der 8. oder 9. Klasse das Stück systematisch
dekonstruieren und in Bezug auf dessen Absicht analysieren. Dabei erhalten die Lernenden
geschichtliche Informationen über den Schwabenkrieg sowie über den Historismus des 19.
Jahrhunderts und erwerben gleichzeitig wertvolle Methodenkompetenzen im Umgang mit
historischen Quellen und geschichtlichen Darstellungen.