Volltext: Der letzte Gutenberger und der Schwabenkrieg

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Ulrich: So sei es denn! Hier meine Hand! - Mögen eure künftigen Tage glücklicher und 
sorgenloser sein als die vergangenen es waren. 
- Die Knechte und Mägde jubeln dem verlobten Paare zu. 
Ulrich: Noch ist nicht Zeit für den Jubel. Unsre erste Sorge muss jetzt den Verwundeten 
gelten. - Doch - wo ist unser Wirnt, der sich so brav geschlagen hat? 
Donat: Der Ruhm des Tages gebührt ihm! Er ist der eigentliche Befreier unsrer Burg. Er 
ist es, der im entscheidenden Augenblick ... 
Hans: … Um Gottes Willen - es wird ihm doch nicht ... 
- rennt gegen das Tor 
- In diesem Augenblick kommt Wirnt, gestützt auf Roswitha in den Hof. 
Roswitha: Ich habe ihn gefunden! Ohne mich hatte er verbluten müssen. In einem Haufen 
von erschlagenen Feinden lag er, die Wunde nahe dem Herzen. O helfet, rettet! 
- Der Verwundete wird auf eine Bahre gelegt. 
- Der Kaplan untersucht die Wunde und wendet sich dann schweigend ab. 
Roswitha: 
- wirft sich über die Bahre 
Wirnt, du darfst nicht sterben! 
Wirnt: Dass ich sterbe - das sagt mir der süsse Friede, der sich mir über Herz und Augen 
senkt. Ein Stündchen so voll von Glück und Seligkeit, das kann nur das Letzte 
sein, das muss das Letzte sein. Es ist da, und ich scheide so leicht von der Welt, 
denn mein Lebenszweck ist erfüllt. Meine Burg ist gerettet und frei - und der 
letzte Gutenberger hat sein Lebenskampf zu Ende gekàmpft. 
Und meine Roswitha wird glücklich werden an deiner treuen Hand, du lieber 
Freund. Jetzt ist euer Weg frei - euer Weg zum Glück. Es musste so kommen. 
Roswitha, in deine Augen versenkt sich zum letzten Mal mein Blick, mein 
brechender Blick. Mein letzter Lebensodem sei ein Gebet für euer Glück. 
Jetzt kann ich ruhig sterben, der letzte meines Geschlechtes, der letzte 
Gutenberger. - Gutenberg aber wird weiterbestehen, mógen auch Geschlechter 
über Geschlechter ins Grab sinken. 
Merkt wohl auf, was eines Sterbenden prophetischer Mund zu euch spricht: Mag 
diese Burg auch in Flammen zusammenbrechen, mag der Zahn der Zeit sie 
zernagen, mógen ihre Mauern stürzen und sinken - sie wird sich wieder erheben, 
wie ein Phónix aus seiner eigenen Asche. - Die Zeit wird kommen, da wiederum 
ihre Türme und Zinnen ins schóne grüne Rheintal hinabgrüssen und wiederum 
durch die Tore der gastlichen Burg frisches Leben wogt. 
- sinkt ermattet zurück auf die Bahre 
- Roswitha kniet an der rechten, Hans an der linken Seite der Bahre. 
Roswitha: Wirnt, Lieber, Guter, du darfst uns nicht sterben!
	        

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