Volltext: Berufszufriedenheit der Lehrpersonen im Fürstentum Liechtenstein im Fokus von Schulgeschichte und Schulentwicklung

5.3.2 Vertiefung der Mitwirkung: Leitideenkommission und „Schule wohin? Teil 2“ 
Die Befragungsergebnisse wurden von einer von der Regierung eingesetzten 20-köpfigen 
Leitideen-Kommission in einem Bericht mit dem Titel "Schule wohin? 2. Teil — Leitideen für 
das liechtensteinische Schulwesen" (Schulamt 1987) verarbeitet und zuhanden der Regie- 
rung in moderne Reformvorschlàge gegossen.'?? 
Dazu gehórten — neben dem Aufruf zu einer Erhöhung der Durchlässigkeit innerhalb der drei 
Schultypen der Sekundarstufe 1 (ebd., S. 5) — wieder zahlreiche Formulierungen, die auf 
eine hohe Wertschátzung der Mitsprache der Lehrerinnen und Lehrer schliessen lassen. So 
wird etwa unter dem Titel ,Behórden und beratende Organe" (ebd., S. 9) die Implementie- 
rung von schultypspezifischen ,Pádagogischen Kommissionen" vorgeschlagen, für die Lehr- 
personen der betreffenden Schultypen rekrutiert werden sollten; dies mit dem Hinweis: ,dass 
(...) Lehrer vermehrt in die Verantwortung eingebunden werden müssen." Die ,,Pádagogi- 
schen Kommissionen" sollten ,....neu im Schulgesetz verankert — in Zukunft die Regierung, 
den Bildungsrat und das Schulamt in sámtlichen die jeweilige Schulart betreffenden Fragen 
beraten" (ebd.). 
Die Wertschátzung der Lehrerinnen und Lehrer geht auch aus folgender Formulierung her- 
vor: ,Die Lehrerschaft wird durch die Lehrervereine vertreten. Als direkt betroffene Partei und 
auf Grund ihrer wertvollen Erfahrungen geniessen sie ein Recht auf Anhórung und Stellung- 
nahme bei allen das Bildungswesen betreffenden Fragen. (Sie) sind in die Vernehmlas- 
sungsverfahren einzubinden und in Kommissionen, die sich mit Schulfragen befassen, zu 
berufen." (ebd., S.11) Auch auf der neu beleuchteten Schulhausebene wird im Hinblick auf 
die Aufgabenerweiterung der ,Lehrerkonferenz' entsprechend formuliert: ,- Vorschlagsrecht 
(...) bei der Bestellung des Schulleiters", -Entwicklung und Durchführung der schulhausinter- 
nen Lehrerfortbildung, -Vorschlagsrecht zur Bestellung der Klassenlehrer (...), -Mitwirkung 
bei Schulhausbauten" (ebd., S.10). 
Es ist also festzuhalten, dass auf die Mitbestimmung der Lehrkräfte sowohl auf Mesoebene 
(„Lehrerkonferenz“) als auch auf der Makroebene („Lehrervereine“) grosser Wert gelegt wur- 
de. Das gesamte Konzept der Leitideenkommission mag für die liechtensteinische Schulent- 
wicklung eine Art Laborsituation geschaffen haben, an der heutige Schulentwicklungsexper- 
ten ihre Freude gehabt hätten. 
  
128 Neben Leitideen auf den Ebenen Schulsystem (z.B. Durchlässigkeit zwischen den Schultypen, 
Einführung des Freiwilligen Zehnten Schuljahres zur gezielten Berufsvorbereitung, Verlängerung 
der Primarschule) und Unterricht (z.B. Individualisierung, neue Beurteilungsformen, Lernorganisa- 
tion) wird hier neu auch der Mesoebene erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt (Lehrerkonferenz, zu- 
sätzliche Befugnisse der Schulleitungen, etc.). Aufbau und Inhalte der Broschüre vermitteln den 
Eindruck, dass dem heute postulierten Konzept der Rekontextualisierung (vergl. z.B. Fend 2008 
und 2008a) schon damals — vor der Schaffung dieses Begriffs — sehr viel Bedeutung beigemessen 
wurde. Da insbesondere die Strukturfrage unterschiedlich bewertet wurde, setzte die Regierung 
1992 eine eigene Kommission „zur Erarbeitung eines konsensfähigen Strukturmodells für die Se- 
kundarstufe“ ein. (vergl. Eurydice, Onlineverzeichnis 8). 
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