Volltext: Berufszufriedenheit der Lehrpersonen im Fürstentum Liechtenstein im Fokus von Schulgeschichte und Schulentwicklung

werb“ und „Dezentralisierung“ (ebd.) zuzuordnen seien, liessen sich auf diesen drei Ebenen 
folgende Veränderungen erkennen: 
Im Zuge der zunehmenden Abgabe von Steuerungs- und Regulierungsaufgaben an die (au- 
tonome) regionale Einzelschule beschränke sich die Schulbehörde (Makroebene) auf die 
Festlegung von Rahmenbedingungen — wie Fächervorgaben, Lehrpläne, Bildungsstandards 
usw. —, welche die Einzelschule (Mesoebene) ihren spezifischen Gegebenheiten entspre- 
chend und mit eigener Prozessverantwortung ausgestattet umzusetzen habe. Die Organisa- 
tion der schulhausspezifischen Umsetzung mit Instrumenten wie Leitbild, Schulprogramm, 
schulhausinterne Fortbildung usw., habe wiederum die Ressourcen der einzelnen Lehrper- 
sonen und Schülerinnen und Schüler im alltäglichen Unterrichtsgeschehen (Mikroebene) zu 
berücksichtigen (Blómeke et al. 2007, S. 275 f, vergl. auch Fend 2001, Rosenmund 2011, 
S.73 ff). Für Johannes Hertnagel, Leiter des Instituts für Hochschullehrgánge an der PH- 
Vorarlberg, müssen Lehrende gar ,a/s Schlüssel für (...) Bildungsreform" (Hertnagel 2008, 
S.292) begriffen werden. 
- Auch in Liechtenstein wurde diese Differenzierung antizipiert: Im bereits erwahnten ,Leijtfa- 
den zur Qualitátssicherung und — entwicklung im liechtensteinischen Schulwesen" (Schulamt 
2000) bildet sich auch dieses Modell — wenngleich ohne Verwendung der Begrifflichkeiten — 
deutlich ab: Auf Makroebene làsst sich ,das Schulsystem" (ebd. S.3 ff), auf Mesoebene die 
jeweilige „Schule“ („Schulgebäude und Umgebung“, „Geleitete Schule“, „Team“, usw — 
ebd.,S.7 ff) und auf Mikroebene der „Unterricht“ (ebd., S.21) verorten — siehe Inhaltsver- 
zeichnis (im Anhang 5).5? 
In Anlehnung an das ,Konzept der Rekontextualisierung“°® (Fend 2008, S.174 ff, Fend 
2008a, S.29 ff, S.271, S.368 f.) sind Interdependenzen zwischen diesen drei Ebenen zu be- 
rücksichtigen und kommt es darauf an, diese den jeweiligen Akteuren bewusst, bzw. nutzbar 
zu machen. Nach Fend ist ,der Weg von (der) gesellschaftlichen Aufgabenbestimmung zum 
operativen Handeln von Lehrpersonen und Schülerinnen und Schülern (...) lang. Viele Men- 
schen sind an seiner Umsetzung beteiligt und sie alle interpretieren die Vorgaben wieder auf 
ihre Weise" (Fend 2008, S.174). Das Konzept der Rekontextualisierung solle darauf auf- 
merksam machen, „dass auf verschiedenen Ebenen des Bildungswesens jeweils eigene 
Handlungsaufgaben entstehen, die jeweils eigene (...) Kompetenzen und Verantwortungen 
erfordem." Aus einer systemtheoretischen Betrachtung (vergl. Luhmann & Baecker 2009) 
muss nach Fend ,auf jeder Ebene ,Anschlussfáhigkeit' hergestellt werden" (Fend 2008, 
S.175). Vôllig legitim scheint daher, „dass es auch einen Druck von ‚unten‘ geben kann, 
wenn institutionelle Vorgaben eine optimale Aufgabenbewältigung erschweren.“ (ebd.) 
  
57 Der Leitfaden wird später bei der Betrachtung der „Meilensteine“ der liechtensteinischen Schulent- 
wicklung (siehe Kapitel 5.6.) einer näheren Betrachtung unterzogen. 
5 Fend „übersetzt“ den Begriff auch mit: „Reinterpretation von Vorgaben“ 
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