Volltext: Berufszufriedenheit der Lehrpersonen im Fürstentum Liechtenstein im Fokus von Schulgeschichte und Schulentwicklung

10. BEANTWORTUNG DER FORSCHUNGSFRAGEN 
Mit dem Versuch einer verdichteten Antwortkette auf die dieser Arbeit zugrunde gelegten 
Fragestellungen (siehe Kapitel 1.1) soll — in Ergánzung zu punktuell bereits getätigten Aus- 
sagen — das gegenstàándliche Forschungsunternehmen abgeschlossen werden. 
Welche Zusammenhánge zwischen Berufsqualitát und Schulqualitát lassen sich im For- 
  
schungsfeld Liechtensteiner Schulwesen erkennen? 
  
In der historischen Analyse wird in archaischer Ausprágung deutlich, wie der Mangel an ma- 
teriellen Voraussetzungen pádagogische Schulentwicklung láhmt oder verhindert. Die Armut 
in der bäuerlichen Gesellschaft des beginnenden 19. Jahrhunderts, in der Kinderarbeit 
(Stichwort „Schwabenkinder“) zur Tagesordnung gehörte, gebot es, den Fokus der Bildungs- 
ziele in erster Linie auf die Durchsetzung der Schulpflicht selbst zu richten. Zur Verwirkli- 
chung grosser zeitgenössischer Bildungs- und Erziehungsideale eines Rousseau oder eines 
Pestalozzi waren die liechtensteinischen Lehrer, die selbst um ihren Lohn, ein Dach über 
dem Kopf und genügend Brennholz kämpften, wohl kaum zu motivieren. Die Konsolidierung 
des Schulwesens musste offenbar unter herrschaftlichem Druck weltlicher und kirchlicher 
Akteure der von Wien aus gesteuerten Verwaltung betrieben werden — unter starker Kontrol- 
le und Strafandrohung, solange bis auch Infrastruktur und Logistik des Schulwesens den 
Vorbehalten und Bedürfnissen der Bevölkerung standhalten konnte. Erst von da an?^^ konnte 
sich das Schulwesen auch von innen heraus entfalten; Lehrpläne und Lehrmittel entstanden 
und wurden aufeinander abgestimmt, Lehrer (und erstmals auch Lehrerinnen) mit besonde- 
ren Mitwirkungsrechten und -pflichten ausgestattet, Lehrerkonferenzen wurden zu einem 
wichtigen Bestandteil der Systementwicklung, erste arbeitsrechtliche Standards wurden ent- 
wickelt, Dienstauftrag und Besoldung aufeinander zugeschnitten. 
Auch die zeitgeschichtliche Betrachtung lässt erkennen, dass nachhaltige Reformschritte 
(vergl. Kapitel 5, Meilensteine der Schulentwicklung) mit dienstrechtlichen und materiellen 
Sicherheiten und der Einräumung von Mitsprache- und Mitentscheidungskompetenz der Leh- 
rerinnen und Lehrer einhergehen. Die aktuellen Ergebnisse der Onlinebefragung — insbe- 
sondere die schlechten Noten für den Bereich „Schulentwicklung & Qualitätssicherung“ ge- 
paart mit schlechten Noten für Aspekte wie „Lohnverlass“ und „Mitsprache“ deuten ebenfalls 
auf diese Wechselwirkung hin. 
  
244 vergl. Kapitel 4.3. 
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