Vorher, im Jahre 1802, war er nach Frankreich gereist, wo ihn
die Malerei Poussins stark beeindruckt hat, 1819 ging Turner
nach Italien, wo er in Venedig vor allem Lichtstudien an-
fertigte. Die Malerei Turners nahm die Erkenntnisse der
Impressionisten weitgehend vorweg. Im Jahre 1828 weilte
Turner erneut in Italien. Am 19. Dezember 1851 starb er
in Chelsea.
10. «See mit Bergen»
Ol auf Leinwand, 64X 107 cm
Das Bild «See mit Bergen», das sich im Besitz der Liechten-
steinischen Staatlichen Kunstsammlung befindet, ist nach der
technischen Analyse mit Sicherheit zu Beginn des 19. Jahrhun-
derts entstanden. Besonders das Blau ist in der Körnigkeit noch
der alten Tradition verpflichtet. Einzelne Retuschen können
nachgewiesen werden “, Die linke Bildhälfte scheint leider un-
günstig restauriert worden zu sein; sie wurde meines Erachtens
«verputzt». Das Bild ist in Kleistertechnik dubliert.
Die Thematik und deren Interpretation entspricht ganz der
Turners: Eine Seelandschaft wird vom rechts schräg ins Bild
einfallenden Sonnenlicht angeleuchtet. Das linke Seeufer löst
sich sozusagen im hellen Licht auf. Die Bucht spiegelt im
Wasser. Der See besteht aus Reflexen der ins Licht getauchten
Landschaft. Einige Segel leuchten auf, Der Vordergrund zieht
als schmaler, braun und moosgrün gehaltener Uferstreifen am
unteren Bildrand vorbei. Am Ufer ein grosses, rätselhaftes
Gerät. Am rechten Bord sind zwei wandernde Gestalten an-
gedeutet und Steine. Im symmetrischen Gleichgewicht zur
linken Bildhälfte steigt rechts, im Gegenlicht, ein Hang mit
Bäumen an. Die Wasserfläche überhöht ein vielleicht
lokalisierbarer, mir unbekannter Bergrücken in feinen Pastell-
tönen. Darüber der kobaltblaue Himmel mit gekräuselten
Wolken. von der tief liegenden Sonne gestreift. Gegen den
%® Katalog, Vaduz 1969, a.a.O., 19f., Abb. XV; Schweiz, Institut für
Kunstwissenschaft, a. a. O., 29. April 1969
16