Volltext: Die liechtensteinische Staatsordnung

Verständigung in der Verfassungsfrage 
zur Steuerausschreibung für das Jahr 1858 einberufen worden war, 
gelangte dieser an den Fürsten mit der Bitte, die «schon oft erbetene Lan- 
desverfassung» mit frei gewählter Volksvertretung und Mitbestim- 
mungsrecht in allen inneren Landesfragen «ehebaldigst» ins Leben treten 
zu lassen.!” Nach dem Tode Fürst Alois I1.!5® unterbreiteten die Land- 
stände dieses Ansuchen auch dem neuen Fürsten Johann II1.,'®® der am 
10. Januar 1859 die Landstände damit beauftragen wollte. Diese fassten 
für dieses Unternehmen den Verfassungsrat aus dem Jahre 1848 ins Auge. 
2. Verfassungsentwurf des Landesverwesers Menzinger 
Landesverweser Johann Michael Menzinger wollte dagegen die Initiative 
nicht aus der Hand geben und legte dem Fürsten selber einen Verfas- 
sungsentwurf vor. Er rezipierte die Verfassung von Hohenzollern-Sig- 
maringen von 183316 und passte sie den liechtensteinischen Verhältnis- 
sen an. Er gestaltete ihn aus der Sicht der Volksvertretung in konservati- 
vem Geiste, sodass er in dieser Hinsicht weit unter dem Stand des 
Verfassungsentwurfs des Verfassungsrates und der Konstitutionellen 
Übergangsbestimmungen blieb.!°1 Während der Regentschaft der Fürs- 
tinmutter Franziska!® 1859/60 stagnierte das Verfassungsunternehmen. 
Ausserdem griff mit Justus Timotheus Balthasar von Linde (geb. 1797, 
gest. 1870)!6, dem Lehrer und Begleiter des Fürsten, eine Persönlichkeit 
ins politische Geschehen ein, die als «Gegner jeder Art constitutionellen 
Regimes» charakterisiert wurde.!* Er gehörte in der Frankfurter Natio- 
nalversammlung der äussersten Rechten an und legte eine ausgeprägt 
konservative Haltung an den Tag, die in der Verfassungsfrage den Status 
quo sichern wollte. Er war der Ansicht, die Verfassungsangelegenheit 
vorerst auf sich beruhen zu lassen. 
157 Peter Geiger, Geschichte, S. 226. 
158 Fürst Alois IT. starb am 12. November 1858. 
159 Zu seiner Person siehe Evelin Oberhammer, in: Historisches Lexikon, Bd. 1, 
S. 541-543. 
160 Im Internet abrufbar unter: <www.e-archiv.li>. 
161 Peter Geiger, Geschichte, S. 239 ff. 
162 Zu ihrer Person siehe Evelin Oberhammer, in: Historisches Lexikon, Bd. 1, S. 537. 
163 Zu seiner Person siehe Harald Wanger, in: Historisches Lexikon, Bd. 1, S. 565. 
164 Peter Geiger, Geschichte, S. 260 Fn. 48. 
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