Volltext: Ein Bürger im Dienst für Staat und Wirtschaft

EWR als Elder Statesman mit grossem Engagement. Er war der erste Liechtensteiner, der mich in Luxemburg besuchte und er war mir in all den Jahren nicht nur ein guter Freund, sondern auch ein wichtiger, un- abhängig urteilender Gesprächspartner. Der Germanist und Historiker Brunhart hat besser begriffen wie der EWR funktioniert als die meisten Juristen. Er hat von Anfang an erkannt, dass der Wettbewerb der Koor- dinationsmechanismus des EWR-Binnenmarktes ist und dass die Grundfreiheiten Ausdruck dieses Prinzips sind. Auch dass Staatsbeihil- fen und Staatsgarantien vor diesem Hintergrund kritisch zu sehen sind, war ihm stets klar. Dass Liechtenstein die zahlreichen Nationalitäts- und Wohnsitzerfordernisse für gewerberechtliche Geschäftsführer, Verwal- tungsräte, Bankiers und Freiberufler aller Art nicht vor den EWR-Ab- stimmungen abschaffte, war sozusagen eine Kriegslist. Der Jubilar wusste, dass diese protektionistischen Massnahmen nicht Bestand haben würden. Aber um die betroffenen Kreise nicht gegen das Abkommen aufzubringen, schlug seine Regierung dem Landtag keine umfassende Änderung der entsprechenden Gesetze vor. Diese Arbeit wurde der EFTA-Überwachungsbehörde und dem EFTA-Gerichtshof überlassen, die sie in der Folge auch erledigten. Hans Brunhart hat immer wieder betont, dass sich ein Kleinstaat in einem multilateralen Unterfangen wie dem EWR nur auf das Recht stüt- zen kann und der Versuchung widerstehen muss, Rechtsfragen im Wege der Politik zu lösen bzw. lösen zu lassen. Das haben auch die liechten- steinischen Gerichte verstanden, wie ihre positive Haltung zum Vorab- entscheidungsverfahren zeigt. Dieser Ansatz hat sich über die Lösung von Individualkonflikten hinaus in beachtlichen Beiträgen liechtenstei- nischer Richter zur gesamteuropäischen Rechtsentwicklung niederge- schlagen. Der Jubilar war 1996 Mitgründer des Nachdiplomstudiums der Universität St. Gallen im Europäischen und Internationalen Wirt- schaftsrecht EMBL-HSG, dessen Leitungsgremium er seither angehört. Zahlreiche Liechtensteinerinnen und Liechtensteiner haben das Pro- gramm absolviert. Hans Brunhart hat dafür gesorgt, dass Vaduz – zu- sammen mit Destinationen wie Frankfurt am Main, Harvard, Schanghai oder Tokyo – zum Studienort wurde. Ich hatte sodann das Vergnügen, zusammen mit dem Jubilar während vieler Jahre im Vaduzer Saal einen Europatag durchzuführen, zu dem prominente Referentinnen und Refe- renten aus aller Welt ins Land kamen und aktuelle Themen der Regiona- 64Carl Baudenbacher
	        

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