Skifahren in Malbun Mein direkter Ansprechpartner in Sachen EWR war Botschafter Dr.Benno Beck. Aber auch der Regierungschef war im Bedarfsfall er - reichbar. Mit unserer sechs Jahre alten Tochter Laura Melusine hatte ich einen
Jour fixeam Mittwochnachmittag. Im Sommer machten wir Aus- flüge in die Berge oder gingen im Bodensee schwimmen. Im Winter holte ich das Kind jeweils um 11.45 Uhr von der Schule in St. Gallen ab, und um 13.00 Uhr waren wir in Malbun auf der Sesselbahn. An schönen Tagen konnte man mit ein wenig Glück den Regierungschef auf der Piste treffen und in lockerer Atmosphäre die eine oder andere Frage mit ihm besprechen. Diese Nachmittage endeten zunächst stets mit einem Besuch in einem bekannten Vaduzer Café, wo Laura Melusine ein Stück Schwarzwäldertorte bestellen durfte. Als mir Vertreter der Regierung bedeuteten, das besagte Lokal sei ein Treffpunkt der eingefleischten EWR-Gegner, was ich bitte bedenken sollte, fiel mir die Aufgabe zu, unserer Tochter den Verzicht auf die vorzügliche Schwarzwäldertorte abzuhandeln. Das war nicht einfach, und der Konflikt wurde schliesslich dadurch beigelegt, dass wir von da weg in ein Sterne-Restaurant in Trie- sen zum Abendessen gingen. Das erwies sich nicht nur als kulinarischer Glücksgriff. Laura Melusine freundete sich rasch mit den Töchtern der Wirtsleute an; sie durfte ihr Wienerschnitzel mit Pommes Frites und Cherrytomaten in der Privatwohnung verzehren, was mir die Möglich- keit gab, meinen Bekanntenkreis im Ländle zu
erweitern. Die «Untiefen» des EWR Kurz vor Abschluss der EWR-Verhandlungen beauftragte mich die Regierung, ein vergleichendes Gutachten zu den besonderen regulatori- schen Vorteilen anderer Tiefsteuerländer zu verfassen. Nach eingehender Analyse der EG-Beihilfepraxis kam ich zum Schluss, dass sich hier für Liechtenstein wegen der damaligen besonderen Steuern für Offshore- Gesellschaften erhebliche «Untiefen» auftun könnten. Diese Privilegien könnten als unzulässige staatliche Beihilfen im Sinne von Art. 61 EWRA eingestuft werden. Das rief die EWR-Gegner auf den Plan, und der Regierungschef war nicht begeistert, dass «sein» Gutachter auf diese (vermeintliche) Schwachstelle hinwies. Der frühere Regierungschef 61
Fürstlicher Rat Hans Brunhart – Staatsmann, Unternehmer, Freund
