Volltext: Ein Bürger im Dienst für Staat und Wirtschaft

längern und etwas vom jeweiligen Land anzuschauen. Davon habe ich vielfach auch profitiert, natürlich auf eigene Kosten. In einem Interview mit dem 
Liechtensteiner Vaterlandvon 201051 gab Berni ausführlich Auskunft über ihr Leben, ihre Gedanken und Ziele. Ich möchte daraus nur einige wenige Passagen aufgreifen, die aus meiner Sicht typisch für sie sind und charakteristisch für ihre Begleitung von Hans durch sein langes politisches Leben und jetzt darüber hinaus. Berni war Zeitzeugin einiger wichtiger gesellschaftlicher Wandlungen im Land. Die grösste Veränderung in der liechtensteinischen Politlandschaft hatte sie engagiert und tatkräftig mit angestossen: Jahrelang kämpfte sie für das Frauenstimmrecht. Die Arbeit, so sagte sie im Interview, habe sie rund um die Uhr beschäftigt, sei aber nicht als Beruf anerkannt gewesen, sie habe dies von höchster Amtsstelle bestätigt bekommen. Somit habe es für sie auch keine amtliche Gewerbebewilligung zur Ausbildung der bei ihr zuhause tätigen Hauswirtschaftslehrlinge gegeben. Hausfrau sein habe höchstens als Tätigkeit gegolten, «und zwar als untergeordnete und selbstverständliche, darum wird sie auch viel zu wenig wertgeschätzt.»52 Niemand arbeite so viel und mit so wenig Anerkennung wie Frauen mit kleinen Kindern. Einen Erfolg zumindest habe sie aber gleich zu Beginn ihres Enga- gements verbuchen können, führte sie des Weiteren im Interview an: Als vom Elternhaus her «Schwarze» habe sie den «roten» Hans kennenge- lernt und geheiratet. Da habe sie dann zwar einen Mann, aber noch lange kein Stimmrecht gehabt. Immerhin hätten sie und ihr Mann, der spätere Regierungschef, wenn schon vorerst nicht politisch, so doch in der Sache auf derselben Seite gestanden. Eine emanzipierte Frau, die es sich nicht ausmalen konnte, trotz Kindern und Familienarbeit auf die eigene Berufstätigkeit zu verzichten, habe durchaus auch seinen Vorstellungen entsprochen. Dass er dereinst beruflich so sehr eingespannt sein würde, dass er es bei allem guten Willen nicht schaffte, den ihm zugedachten Part im Familienleben zu erfüllen, habe er damals (also bei der Heirat) nicht ahnen können. Doch sie habe sich mit der «Aufgabenteilung» gut arrangieren können. Ihrem Mann habe sie es hoch angerechnet, dass er 52Roland 
Marxer 51Eine voll emanzipierte Frau, in Liechtensteiner Vaterland, 26. Juni 2010, S. 12. 52Ebenda.
	        

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