Am 31. Oktober 1989 unterbreitete die Regierung dem Landtag den Bericht und Antrag betreffend die Mitgliedschaft Liechtensteins in der UNO. Der Landtag stimmte in der Sitzung vom 13./14. Dezember dem Beitritt zu. Dies geschah im Hinblick auf die Behandlung des Aufnah- megesuchs durch die UNO-Gremien im September 1990. Der Beitritt selbst wurde dann am 18. September 1990 vollzogen, in Anwesenheit von Regierungschef Hans Brunhart, Regierungschef-Stellvertreter Dr. Herbert Wille und einer Delegation des Landtags. Schon kurz nach dem UNO-Beitritt besuchte vom 4.–6. Juni 1991 UNO-Generalsekretär Perez de Cuellar Liechtenstein. Am 26. September 1991 sprach Fürst Hans-Adam II. vor der UNO zum Selbstbestimmungsrecht im Zusam- menhang mit der Liechtensteinischen Initiative zu diesem Thema. Liechtenstein trat 1990 auch der Europäischen Bank für Wiederauf- bau und Entwicklung als Gründungsmitglied bei. Die Regierung sah dies als einen logischen und richtigen Schritt im Rahmen ihrer Politik zur in- ternationalen Entwicklungszusammenarbeit und Solidarität. Erster Gouverneur für Liechtenstein war viele Jahre Dr. Egmond Frommelt, sein Stellvertreter bis heute ist der Autor des vorliegenden Beitrags.47 Ein wichtiges Anliegen war Hans Brunhart immer auch der Zugang von liechtensteinischen Studierenden zu Universitäten im Aus- land. So erfolgte 1991 der Beitritt zu sechs internationalen Übereinkom- men im Bildungsbereich. Am 18. Oktober 1989 stirbt Fürstin Gina, am 13. November Fürst Franz Josef II. Erstmals seit 1974, also erstmals seit 19 Jahren, wird im Mai
1993 eine liechtensteinische Regierung ohne Hans Brunhart als Regierungs- mitglied eingesetzt. Die VU hat die Landtagswahlen 1993 verloren, die FBP die Mehrheit errungen, ist aber auf einen Koalitionspartner ange- wiesen. «Das Volk hat sich für eine demokratische Erneuerung entschie- den»48, titelte das
Liechtensteiner Volksblatt vom 8. Februar, das
Liech- tensteiner Vaterland nahm die Wahlniederlage der VU nüchtern zur Kenntnis: «Nach vier hintereinander gewonnenen Landtagswahlen ver- mochte die VU die Wahl von 1993 nicht mehr für sich zu entscheiden.»49 47
Biografische Notizen zu Hans Brunhart 47Nachher waren die jeweiligen Inhaber des Ressorts Wirtschaft Gouverneur für Liechtenstein. 48Liechtenstein 1988–1998, S. 125. 49Ebenda.