Volltext: Ein Bürger im Dienst für Staat und Wirtschaft

Goethe –das Auge, die Totalität der Farben und der Begriff der Freiheit Uwe Wieczorek Goethe lässt 
Faustim zweiten Teil seines Dramas folgende Worte über den Regenbogen sprechen: 
«Derspiegelt ab das menschliche Bestreben. / Ihm sinne nach, und du begreifst genauer: / Am farbigen Abglanz haben wir das Leben.» – Am farbigen Abglanz haben wir das Leben! – Der Leser ahnt, dass sich in dieser Zeile eine tiefere Einsicht, eine dem Sehen und Denken, eine der Lebenserfahrung geschuldete Einsicht ver- dichtet hat. Tatsächlich liegt, wo immer Goethe über Phänomene der Natur nachdenkt, stets ein Sehen zugrunde. Jedes Sehen aber, so schreibt er im Vorwort seiner 1810 herausgegebenen 
Farbenlehre, «geht über in ein Betrachten, jedes Betrachten in ein Sinnen, jedes Sinnen in ein Ver- knüpfen, und so kann man sagen, daß wir schon bei jedem aufmerksa- men Blick in die Welt theoretisieren». Nun steht Goethe jeder Theorie freilich mit Skepsis gegenüber, und so fügt er sofort ergänzend hinzu: «Dieses aber mit Bewußtsein, mit Selbstkenntnis, mit Freiheit und, um uns eines gewagten Wortes zu bedienen, mit Ironie zu tun und vorzu- nehmen, eine solche Gewandtheit ist nötig, wenn die Abstraktion, vor der wir uns fürchten, unschädlich, und das Erfahrungsresultat, das wir hoffen, recht lebendig und nützlich werden soll.» Damit auch Dir, lieber Hans, die nachfolgenden Ausführungen «recht lebendig und nützlich» werden, wollen wir, in Reichweite 
seiner Farbenlehreund seiner Dichtung, Goethes sinnliches Verhältnis zu den Farben befragen: Wie schaut er in die Welt, wie nimmt er Landschaft, Atmosphäre, Naturphänomene und vor allem eben Farben wahr? Mit welchen Worten, ob prosaisch oder poetisch, versucht er sich ihnen zu nähern, und welche Überzeugungen gewinnt er aus ihnen im Hinblick auf das Leben? Bereits als junger Mann zeigt er auf Reisen durch Deutschland und die Schweiz ein reges Interesse an natürlichen Farberscheinungen, so bei der Besteigung des Brocken im Harz oder der Rigi am Vierwaldstätter 271
	        

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