Volltext: Ein Bürger im Dienst für Staat und Wirtschaft

Seiten mit wichtigen Herausforderungen umgegangen sind und es ge- schafft haben, das Vertragswerk über die lange Zeit nicht nur am Leben zu erhalten, sondern es zum Wohle beider Volkswirtschaften zu gestalten und anzupassen. Ausgehend von der Entstehung des Vertrags handelt es sich bei den Herausforderungen um dessen Anwendung bzw. Anpassung während des 2. Weltkriegs und im Zusammenhang mit dem Wunsch nach grösserer Selbständigkeit von Liechtenstein bei der Mitgliedschaft in in- ternationalen Wirtschaftsgemeinschaften in den 1990er-Jahren, die in der EWR-Mitgliedschaft gipfelte. Schliesslich stellt dieser Beitrag die Frage, welches die Rolle des Zollvertrags in der heutigen Zeit ist und ob und wie die Zollunion und die beidseitigen Anstrengungen zu ihrer Erhaltung als Vorbild für andere Länder dienen 
könnten. Die Entstehung des Zollvertrags Wer heute das wohlhabende Land vor Augen hat, kann sich kaum vor- stellen, wie die Wirklichkeit für die Bewohner Liechtensteins um die Zeit des 1. Weltkriegs ausgesehen hat. Die Bevölkerung von etwa 8800 war vorwiegend in der Landwirtschaft, im Kleingewerbe und im Kleinhandel tätig, einziger nennenswerter Industriezweig war die Textilindustrie. Po- litisch war das Land seit 1852 mittels einer Zollunion mit Österreich-Un- garn verknüpft, von dem es auch die Währung – die Krone – übernom- men hatte. Die Zollunion brachte dem Land zwar einen wirtschaftlichen Aufschwung. Am Ende des 1. Weltkriegs hatte der Untergang der Do- naumonarchie jedoch auch für Liechtenstein verheerende Folgen. Die Währung war wertlos, was sowohl das Land wie seine Bewohner in eine schlimme Lage versetzte. Die Textilindustrie war am Boden, weil die siegreichen Entente-Mächte das Fürstentum in ihre Blockade von Öster- reich-Ungarn eingeschlossen hatten und keine Exporte zuliessen. Das politische Schicksal von Österreich war ungewiss, und das benachbarte Vorarlberg interessierte sich mehr für einen Anschluss an die Schweiz als für ein Weiterleben mit den Gebieten ennet des Arlbergs. Vor allem hatte der Krieg der Regierung vor Augen geführt, dass Liechtensteins traditio- nelle Neutralität und seine Souveränität sich nicht mit dem Zusammen- gehen mit einer europäischen Grossmacht vertrugen, welche zwar Schutz und einen grösseren Binnenmarkt versprach, gleichzeitig aber auch nicht vor der Teilnahme an bewaffneten Konflikten zurückschreckte.209 
Der Zollvertrag im europäischen Umfeld
	        

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