Volltext: Ein Bürger im Dienst für Staat und Wirtschaft

Dem Jubilar gelang aus dem Stand heraus, ohne die Vorteile ererbten Reichtums, ohne gesellschaftliches Beziehungsnetz ein grosses politi- sches Lebenswerk zu schaffen. Damit kehre ich zum eingangs zitierten Beitrag «Innenpolitische Voraussetzungen einer liechtensteinischen Aussenpolitik» zurück. Dieser zwölfseitige Aufsatz eines Studenten erscheint nach 42 Jahren als ein visionäres, an der Aussenpolitik orien- tiertes Regierungsprogramm. Als ob er es erahnt hätte, bat er einleitend die Leser, seine Gedanken nicht «als formulierte Postulate und Rezepte aufzufassen». Im Nachhinein aber muss man das tun. Der junge Brunhart forderte eine Grundsatzdiskussion über Liech- tenstein fern von jedem Kompromiss, dem liebsten Kind der Politik. Die Sinnfrage müsse vor der Frage nach der Realisierbarkeit stehen. Alsdann hinterfragt der Student Brunhart die Souveränität Liechtensteins und deren Erscheinungsbild in der Aussenpolitik, dann den Staat mit seinen Grundlagen, Strukturen und Eigenheiten. Einen Schwerpunkt wollte der Autor in der Imagekorrektur des mit Klischees verstellten Klein- staates setzen durch wirtschaftliche Produktivität, Selbstdarstellung und Ausschöpfung aller kulturellen Potenziale. Die öffentliche Meinungsbil- dung möge die Identität der Bürger mit dem Staat stärken und so das Bewusstsein fördern, ein Staat unter anderen Staaten zu sein. Eine Situa- tion schaffen, die nur durch Aussenpolitik erreichbar sei. Brunhart bün- delte abschliessend einen ganzen Katalog von Empfehlungen und Mass- nahmen auf vielerlei Ebenen, um Liechtenstein zukunftsfähig zu machen. «Die Frage wird sein, wie es weiter geht.» Er hat zwei Jahre spä- ter, wie erwähnt, Regierungsverantwortung übernommen. Wenn man abschliessend nach den Gründen für die hohen Trep- penstufen im steilen Aufstieg in der politischen Laufbahn von Hans Brunhart fragt, so komme ich auf meine erste, eingangs erwähnte Begeg- nung mit dem Jubilaren zurück: Grundsätzlich begegnet Brunhart dem Gesprächspartner auf Augenhöhe: bescheiden, beinahe verlegen, keine performativen Auftritte. Die Gespräche auf allen Ebenen – ein wesentli- cher Aspekt der Politik – führt er mit zielstrebigen Fragen, die es dem Gesprächspartner belassen, ungezwungen das Richtige zu sagen. Mehr als richtig und realisierbar ist auf der mit Kulissen möglicher Kompro- misse verstellten politischen Bühne nicht zu erwarten. Das eigentliche Wahre ist in der Politik ein Himmelsgeschenk. Oft traf Brunhart intui- tiv, ohne zu zielen, ins Schwarze. Dazu gratuliere ich ihm und wünsche ihm weiterhin Glück und Segen.15 
Begegnungen mit Hans Brunhart
	        

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