Volltext: Ein Bürger im Dienst für Staat und Wirtschaft

setzt, ein gutes Vorbild auch für die Schweiz sein könnte. An vielen Orten in Europa und weltweit stösst man auf von Norwegen gespon- serte, massgeschneiderte und besonders effizient betriebene und über- wachte humanitäre Projekte; und es ist vielleicht kein Zufall, dass es sei- nerzeit der Norweger Fridjof Nansen war, der für Flüchtlinge den im Rahmen des Völkerbundes eingeführten Nansen-Pass ersonnen hatte. Ich erinnere mich: 1991 erreichte mich ein Telefonanruf aus Liechten- stein, und es meldete sich «Hans Brunhart». Ich wusste, dass der liech- tensteinische Regierungschef so hiess, doch kannte ich ihn nicht persön- lich. Was wohl sein Anliegen sei, fragte ich mich. Der Regierungschef erklärte, er wolle mir «beliebt machen», als Nachfolger des zurückgetre- tenen Basler Staats- und Völkerrechtlers Luzius Wildhaber ordentliches Mitglied des FL-Staatsgerichtshofs zu werden. Was führte den Herrn Regierungschef zu dieser Idee, fragte ich mich. Ich war ja kaum mehr in Liechtenstein, seitdem ich seinerzeit als Schulbub mit dem Velo im Mor- gengrauen aus dem Appenzellerland über den Stoss zum nächsten Post- büro «ennet» der Grenze gefahren war, um – in einer langen Schlange wartend – einige Viererblöcke der neu herausgekommenen Serie von Briefmarken mit dem Stempel des Erscheinungstags zu erwerben. Auch war ich nicht katholisch und überzeugter Republikaner. War es die Magie, eine «Zauberformel» der genealogisch-geographischen Herkunft, die hier im Spiele war: meine Grosseltern väterlicherseits stammten aus dem Bündnerland, die Eltern meiner Mutter aus dem Appenzell Ausser- rhoden und dem österreichischen Vorarlberg, und ich wurde in St. Gal- len geboren, und irgendwo im Kraftfeld all dieser Klein(glied)staaten lag ja auch das Fürstentum. Noch bis heute weiss ich nicht, was die Beweg- gründe des Vorschlages waren.17Ich bin aber froh, das Angebot ange- nommen zu haben, denn von meinen liechtensteinischen (und österrei- chischen) Kollegen und Freunden habe ich viel gelernt, und das Land 144Daniel 
Thürer 16Zitiert von Saladin, a.a.O., S. 153. 17Wie mir später gesagt wurde, war es gerade die Intention der verantwortlichen Instanzen, die Diversität der Meinungen und Perspektiven im Gerichtshof zu stär- ken – was als institutionelle Vorkehr zur Sicherstellung einer vom Alltag abgehobe- nen, ausgewogenen Deliberation von Verfassungsfragen an sich prinzipiell sehr begrüssenswert war.
	        

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