Industrie- und Schwellenländer erhob im Gefolge der Finanzkrise von 2008 den Anspruch, die Wortführerschaft für globale Finanz-, Wirt- schafts- und Entwicklungsfragen einzunehmen. Im Vorfeld des Gipfels von Cannes (2011) kam zwischenzeitlich sogar einmal die Idee auf, die Sicherheitsratsreform im Rahmen der G-20 zu thematisieren! Es bedarf keiner langen Erklärung, dass derart wichtige Themen nicht von ein paar handverlesenen Staaten besprochen und einer Lösung zugeführt werden können, sondern wegen ihrer globalen Bedeutung in für alle zugängli- chen multilateralen Foren diskutiert werden müssen. Die UNO und andere wichtige Organisationen wären ansonsten in wichtigen Wirt- schafts-, Entwicklungs- und allenfalls gar sicherheitspolitischen Fragen marginalisiert worden. Die Gründung der 3G hatte daher zum Ziel, gegenüber der G-20 auf die durch Universalität gegründete einzigartige Legitimität der UNO hinzuweisen und darauf zu pochen, dass die G-20 die Weltorganisation und ihre Mitgliedstaaten gebührend informierte und die Entscheidkompetenzen der zuständigen Institutionen respek- tierte. Nicht zuletzt dank der 3G gelang es in der Tat, die G-20 stärker an die UNO anzubinden. Die Schweizer Generalversammlungspräsi- dentschaft von a. Bundesrat Joseph Deiss (2010–11), welche sinniger- weise dem Thema «Gouvernanz» gewidmet war, trug ebenfalls tatkräf- tig dazu bei. Es trifft zu, dass die UNO gerade im Wirtschafts- und Entwick- lungsbereich Verbesserungs- und Reformpotential besitzt. Die Struktu- ren für die Schaffung nachhaltiger Entwicklung sind suboptimal. An die- sen Baustellen sind vor allem nordische Staaten und die Schweiz tätig. Die skandinavischen Länder zählen zu den stärksten Verfechtern von Reformen bei den UNO-Entwicklungsprogrammen und Fonds,27wäh- rend die Schweiz sich für einen Prozess verantwortlich zeichnet, welche alle vier Jahre die Funktionsweise der UNO-Entwicklungsagenturen im Feld überprüft,28damit die Hilfe besser und effizienter den Direktbe- troffenen zugutekommt. 124Paul
Seger 27Nilaus Tarp/Ole Bach Hansen (N.10), S. 16ff. 28Es handelt sich um den sogenannten «Quadrennial Comprehensive Policy Review». Siehe: Pio Wennubst, Timo Mahn, A Resolution for A Quiet Revolution, Taking the United Nations to Sustainable Development ‹Beyond Aid›, German Development Institute, Discussion Paper 22/2013, S. 9ff. <http://papers.ssrn.com/ sol3/ papers. cfm?abstract_id=2363518>.