Volltext: Ein Bürger im Dienst für Staat und Wirtschaft

scher, 75 Prozent der Forschungsausgaben und 70 Prozent der weltweit ver gebenen Patente kommen heute nicht mehr aus Europa. Nach einer Studie des «Euromonitor» laufen wir Gefahr, bis 2050 in zehn der bedeutendsten Schlüsseltechnologien der Zukunft die Weltführerschaft zu verlieren. Das muss nicht sein – denn die EU hat in diesem Bereich keines- wegs einen Mangel an Potenzial oder Perspektive zu beklagen, immer noch sind unsere Schulen, Fachhochschulen und Universitäten, die Lehr lingsausbildung (in Deutschland, Österreich, Liechtenstein und der Schweiz) beachtlich, doch im Bereich Innovation gilt mehr als sonst: Wer nur den Status Quo erhalten will, fällt zurück. Die Kernfrage ist: Schaffen wir es von der Idee über Forschung und Entwicklung bis zur erfolgreichen Produkteinführung? Wer das nicht kann, verliert. Zurzeit ist der Patentschutz in Europa noch immer rund 15-mal teurer als jener in den USA. Der Kommissionsvorschlag für einen «Single Innovation Market» ist hier sehr zu begrüssen. Das europäische Patent hat darum grosses Potenzial. Die Rahmenbedingungen im Bereich der Forschung gehen also in die richtige 
Richtung. Industriestandort – nicht: «Industrie stand dort» Ein weiterer Knackpunkt ist der Standort unserer Industrie. Mitglieds- staaten mit wirtschaftlichen Problemen sind fast immer auch jene, die in den Industrie-Rankings ziemlich weit unten rangieren. Wenig überra- schend liegt Griechenland bei acht bis neun Prozent Industriequote, aber auch Frankreich hat eine Industriequote von nur zehn Prozent. Grossbritannien – im 19. Jahrhundert immerhin «das» Vorzeigeland der Industrie – ist von 30 auf 14 Prozent abgestürzt. Es gibt aber auch Posi- tivbeispiele: Deutschland mit 25 Prozent Industriequote, Schweiz über 20Prozent, die tschechische Republik, Niederlande oder Österreich mit fast 20 Prozent. Die EU-Kommission will die Industriequote von 15 auf 20 Prozent bis 2020 anheben. Gut gemeint, aber sehr ambitioniert – seit der Formulierung des Ziels sinkt sie nämlich. Die Diskrepanz auf 20Prozentbeläuft sich derzeit auf 850 Mrd. Euro bis 2020! Kaum zu schaffen ... Ausserdem kann in der Praxis die Quote aber natürlich nicht «top down» vorgegeben werden. Wo und wie viel geforscht werden soll müs- 108Wolfgang Schüssel
	        

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