Volltext: Prozessökonomie in der liechtensteinischen Zivilprozessordnung von 1912

a)Berufung und Person Franz Kleins Nachdem Bemühungen zur zivilprozessualen Reform seit beinahe ein- hundert Jahren, das heisst seit dem Erlass der Allgemeinen Gerichtsord- nung, bestanden und diverse konkrete Reformvorhaben, -vorschläge und -entwürfe im Parlament fehlgeschlagen37 waren, veröffentlichte der 37jährige Privatdozent Dr. Franz Klein in den Jahren 1890 und 1891 
die Artikelserie «Pro futuro» in den Juristischen Blättern. Er legte darin ohne Auftrag, sondern als Wissenschaftler, Gelehrter und vor allem als Privatmann seine Überlegungen und Vorschläge zur Reform des Zivil- verfahrens und dessen Zukunft dar. Er postulierte namentlich einen sowohl sozialen38 als auch zweckmässigen Zivilprozess,39 womit er sowohl auf Gutheissung als auch auf Widerstand,40 jedenfalls aber auf breites Interesse stiess. Kurzerhand wurde Klein am 17. Februar 1891 als Ministerialsekretär 
ins Justizministerium berufen und mit der Ausarbei- tung von entsprechenden Reformentwürfen des österreichischen Zivil- verfahrensrechts offiziell betraut.41 Franz Klein42 (1854–1926), dessen «Genialität und Tatkraft»43 ein neues österreichisches Zivilverfahrensrecht erschaffen sowie verwirkli- chen sollte, war am 24. April 1854 in Wien geboren worden. Er besuchte das Unter- und Obergymnasium in Wien, absolvierte die Matura im Jahr 1872 und studierte an der Universität Wien Rechtswissenschaften. Darauf war er in den Jahren 1876 bis 1878 als Gerichtspraktikant und Konzipient einer Kanzlei tätig. Es folgten die Richteramtsprüfung 1879 sowie die Advokatenprüfung 1883 und im selben Jahr wurde Klein mit einer Arbeit über «Die schuldhafte Parteihandlung»44 an der Universität 84§ 
3 Zivilprozess Kleins 37Sprung, Grundlagen, S.391; Dahlmanns, S.2733. 38Siehe unten unter §  3/II./2. 39Stampfer, S.74; Dahlmanns, S.2732; siehe zusammenfassend Sperl, S.434–436. 40Vgl. Dahlmanns, S.2732f. 41Leonhard, S.132 m. w. H.; Sprung, Zielsetzungen, S.339; Mayr, Rechtsschutzalter- nativen, S.234f. 42Biographisches und Persönliches über Franz Klein findet sich bei Leonhard, S.136–139; Sprung, Lebensweg, passim. Spezifisch der Studien- und Praxiszeit Kleins widmet sich Mayr, Praxiszeit, passim. Der berufliche Werdegang Kleins ist konzise zusammengefasst bei Hofmeister/Neumair, S.360. Siehe auch s. v. «Klein Franz, Prof. Dr.», <www.koeblergerhard.de/juristen>. 43Kübl, S.111. 44Siehe Literaturverzeichnis unter Klein, Parteihandlung.
	        

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