Volltext: Prozessökonomie in der liechtensteinischen Zivilprozessordnung von 1912

Prozessschikane Einhalt zu gebieten, leitete und prägte folglich Klein bei der Erstellung prozessökonomischer Vorschriften und führte ihn zu sei- nen Lösungen.242 Er hielt denn auch fest: «[...] jede Prozeßordnung hat ihre Vergangenheit schon in dem Augenblicke, in dem sie geboren wird. Prozeßgesetze müssen mehr als sonst irgend ein Gesetz aus ihrer Vergangenheit und ihren Vor- läufern erklärt werden, so werden sie recht verständlich. Denn es gibt eine feindliche Macht im Prozesse, gegen die immer gekämpft werden muß und die sich nie zur Ruhe begibt,die böse Fee des Prozesses, die 
Schikane. Wer auf sie nicht achtet, wird so manche Bestimmung der neuen Prozeßordnung nicht in ihrer wahren Bedeutung würdigen können. Die Schikane, anfänglich ein indivi- dueller Einfall, bildet sich auf dem Boden eines bestimmten Pro- zeßgesetzes allmählich zu festen Formen und Typen aus; sind diese fest genug geworden, daß die Gesetzgebung sie fassen kann, dann tritt die Reaktion ein, es werden neue Normen erlassen, die eine Fortsetzung dieser schikanösen Veranstaltungen verhindern sollen. So umfasst jedes Prozeßgesetz 
Normen, die überhaupt nur als Abwehrmittel gegen bis dahin häufige Arten der Prozeßschikane verstanden werden können, darin ihren einzigen Zweck haben, und dann Normen, bei deren Bildung die Besorgnis künftiger schika- nöser Ausbeutung gewisser Prozeßinstitute wesentlichen Einfluß übte.»243 Für die Prozessökonomie ergaben sich aus dem Phänomen der Ent- wicklung aus Missbrauch folgende 
Konsequenzen: Im dynamischen Wechselspiel zwischen Missbrauch, gezielter Schikane und gegensteuernder Gesetzgebung bildete und entwickelte sich eine Reihe explizit prozessökonomischer Vorschriften und Mecha- nismen, die diese zu unterbinden bezweckten. In der Regel kamen sol- che Mechanismen laut Klein aber nicht als stetige Entwicklungen, son- dern als ruckhaft- und «sprunghaft[e] Rechts- Fortbildung»244 im Zuge 457 
III. Prozessökonomische Leitgedanken 242Vgl. Leonhard, S.133 m. w. H.; Schima, S.274. 243Klein, Bericht, S.63, Hervorhebungen E. S.; vgl. auch Klein, Zeit- und Geistesströ- mungen, S.20. Siehe Schima, S.252. 244Klein, Prozeßrecht, S.4 m. w. H. und S.8.
	        

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