Volltext: Josef Rheinbergers Oper Die Sieben Raben

von Thementransformation und einer modifizierten Abfolge der Themen) und anhand 
eines kleinen Ansatzes außermusikalischen Programms (Wallenstein-Symphonie und 
Fantasiestück op. 23) Die Musiksprache Josef Rheinbergers ist überwiegend 
diatonisch und sehr konservativ. Jedoch finden sich in einigen Werken aus den 1860er 
Jahren vereinzelt immer wieder Abschnitte auffálliger Chromatik. Chromatische 
Akkordverbindungen spielen im Schaffen Rheinbergers kaum eine Rolle. Sie erscheinen 
nur selten und dann nur an gezielten Stationen innerhalb der Komposition. 
Die Musikanschauung Josef Rheinbergers kann schlieBlich wie folgt zusammengefasst 
werden: Klangschónheit steht für Rheinberger an oberster Stelle. Die Musikanschauung 
des jungen Rheinberger ist das Ergebnis seiner musikásthetischen Erziehung und den 
vielfältigen musikalischen Impulse, die er in München ab etwa 1851 erhielt. 
Rheinberger hatte klare Vorstellungen wie die musikalischen Ordnungsprinzipien mit 
den emotionalen und rationalen Bereichen im Schaffensprozess korrespondieren. Dabei 
ordnet er Komponenten wie die Satztechnik, Formgestaltung und Modulation den 
Bereich des Verstandes zu. Sangbarkeit, Melodie und Klangschónheit empfand er als 
die innersten Schichten des musikalischen Geschehens. Aus einem Brief an Henriette 
Hecker lásst sich eben diese Einordnung der Elemente entnehmen: 
An den musikalischen Schópfungen soll nach meiner Ansicht Kopf und Herz (Verstand und Gefühl) 
gleichen Anteil haben. Der Kopf kann und muss lernen, das, was das Herz besitzt, an den Tag zu 
bringen; wenn das Herz aber keinen Fonds (d.h. Melodie) besitzt, tritt die absolute Kopfbarkeit an die 
Stelle, und kann unter Umstünden zeitweise über jenen Mangel hinwegtüuschen.? 
Die Melodie spielt fiir Rheinberger also eine fundamentale Rolle. Seine 
Melodieauffassung ist gefühlsmábig begründet und geht vom Stufengang der Tonleiter, 
von den Vorhalts- und Durchgangsdissonanzen und den Intervallen der Drei- und 
Vierklängen aus. 
Chromatische Akkordverbindungen spielen kaum eine Rolle bei Rheinberger. Sie 
erscheinen nur sehr selten an ausgewählten Stellen im musikalischen Geschehen. Wie 
oben bereits erwähnt ist Rheinbergers Musiksprache eher diatonisch. Die Abfolge von 
mehreren chromatischen Akkorden ist eine Besonderheit. Chromatik dient als ein 
  
55 Vgl. Hanns Steger, Spuren der Musik Liszts und Wagners im Œuvre von Josef Rheinberger, in: Liszt und 
die Neudeutsche Schule, hg. von Detlef Altenburg, Laaber 2006, S. 251-252, (Weimarer Liszt-Studien 
3). 
P? Josef Rheinberger an Henriette Hecker, 8. Oktober 1900, in: Briefe und Dokumente seines Lebens, Bd. 
8, S. 35.
	        

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