Einleitung
Wenn uns gegenwärtig schon eine musikalische Oper, eine Oper zum Hören an sich überrascht, so
überraschte sie doppelt als ein Werk Rheinbergers. In München und anderwärts wird man Rheinberger
viel gutes zutrauen, und doch hätte man ihm gerade eine Oper dieser Art wohl am Wenigsten
zugetraut.!
Josef Rheinberger gehórt zu den Komponisten des 19. Jahrhunderts, die im 20.
Jahrhundert nahezu in Vergessenheit gerieten, nach und nach aber wieder entdeckt
werden. Inzwischen hat Rheinbergers Werk eine Renaissance erlebt die durch Verlage
und wissenschaftlich unterstützt wurde. Die geistliche Chormusik Rheinbergers gehórt
mittlerweise schon fast zum Standardrepertoire.? Den meisten Musikkennern ist Josef
Rheinberger wohl als Komponist von Orgel- und Chorwerken ein Begriff. Allerdings ist
er nur Wenigen als Opernkomponist bekannt, selbst unter Fachleuten nicht. Von seinen
dramatischen Werken sind oftmals, wenn überhaupt, nur die Titel bekannt. Vor allem
zwischen 1860 und Anfang der 1870er Jahre widmete sich Rheinberger diesem Genre
und komponierte zwei Opern Die Sieben Raben und Thürmers Tóchterlein, wobei Die
Sieben Raben 1868 einer umfassenden Überarbeitung unterzogen wurde. Zudem
komponierte Rheinberger noch Singspiele und Schauspielmusiken. Wie aus dem
einleitenden Zitat unschwer zu erkennen ist, überraschte der Umstand, dass Rheinberger
eine Oper komponierte auch damals in den 1860er Jahren.
Die Vita des Komponisten ist bis heute sehr gut aufgearbeitet worden, besonders durch
die Arbeiten von Harald Wanger und Hans-Josef Irmen. Neben den drei Singspielen und
zwei Schauspielmusiken hat Rheinberger eben auch zwei Opern komponiert. Obwohl
sie in München uraufgeführt wurden, wurden sie auch hier gründlich vergessen. Nicht
einmal in Ludwig F. Schiedermairs Buch Deutsche Oper in München. Eine 200jührige
Geschichte, erschienen in München 1992, haben sie eine Spur hinterlassen. Dies ist
leider auch bei Carl Dahlhaus' Die Musik des 19. Jahrhunderts (Handbuch der
Musikwissenschaft Bd. 6) der Fall.
! Wilhelm Heinrich Riehl, Die Sieben Raben. Oper von Joseph Rheinberger, in: Beilage zur
AllgemeinenZeitung, 28. Mai 1869, Nr. 148, ,,Familienarchiv Rheinberger", Signatur: RhFA Dok 5/15,
S. 2278.
? Vgl. Stefan Hórner und Hartmut Schick, Vorwort, in: Josef Rheinberger : Werk und Wirkung ; Bericht
über das Internationale Symposium anläfilich des 100. Todestages des Komponisten, veranstaltet von
der Gesellschaft für Bayrische Musikwissenschaft der Universitüt München, München 23. - 25.11.200,
hg. von Stefan Hörner und Hartmut Schick, Tutzing 2004, o.S.
der Gesellschaft für Bayerische Musikgeschichte und dem Institut für Musikwissenschaft de, o.S.