Mathilde, Sophie Stehle als Elsbeth, August Kindermann als Eckart und Heinrich Vogel
als Roderich. Rheinberger selbst dirigierte die Uraufführung. Wie in Fannys Tagebuch
und auch in den Zeitungen zu lesen ist, war die Uraufführung der Oper ein großer
Erfolg. Fanny notiert dazu in ihrem Tagebuch:
Er wurde stürmisch gerufen- die Oper hatte vollständigen Erfolg. [...]Man fühlte, daß es kein
gemachter Lokal- oder Parthei-Erfolg war, sondern der Ausdruck der ins Herz getroffenen Menge.
Mich beglückte bei Allem die gewonnene Überzeugung, daß die Freude des Publikums am wahrhaft
Einfachen und Edlen nicht verloren gegangen ist. [...] Frl. Stehle, welche unvergleichlich war,
schüttelte ihm vor dem ganzen Publikum innig die Hände. Die ganze Vorstellung war ausgezeichnet.”
Auch die Zeitungen waren voll von Lob über die Oper:
Es gibt gegenwärtig Opern zum Hören, Opern zum Sehen und — als höhere Einheit — Opern bei
welchen einem Hören und Sehen vergeht. In München wurde am 23. Mai Joseph Rheinbergers Oper
Die Sieben Raben zum erstenmal aufgeführt: sie ist eine Oper zum Hören. Schon dies reizt unsere
Aufmerksamkeit; denn die musikalischen Opern werden immer seltener.
Leider ist nicht dokumentiert, wodurch und wann Rheinberger auf die Idee kam, seine
Sieben Raben zu überarbeiten. Harald Wanger berichtet in seiner Rheinberger-Biografie,
dass er, nachdem er den Schock über die Ablehnung der Oper überwunden hatte, oder
vielleicht auch unter Fannys Einfluss, sich die Oper wieder vorgenommen hatte."
Allerdings konnte ich dafür keine stichhaltigen Belege finden.
Die Drucklegung der Oper vertraute Rheinberger seinem damaligen Hauptverleger
Ernst Wilhelm Fritsch an. Die eigentliche Korrespondenz über die Drucklegung begann
erst nach der Uraufführung. ® Fritsch bot an, den Klavierauszug und die Partitur und
Stimmen der Ouvertüre zu drucken. Die ganze Partitur sollte weiterhin handschriftlich
kopiert werden.“ Fanny vermerkt ab Mitte August regelmäßig in ihrem Tagebuch, dass
Druckbögen zur Korrektur gekommen sind.”
3.2 Das Libretto
Nicht nur die Musik, sondern auch das Libretto wurde in der zweiten Fassung der Oper
überarbeitet. Die Korrekturen am Libretto sind nur spärlich belegt. Fanny notierte in
? Fanny Rheinberger, Tagebucheintrag vom 23. Mai 1869, in: Briefe und Dokumente, Bd. 3, S. 51.
°° Wilhelm Heinrich Riehl, Die Sieben Raben. Oper von Joseph Rheinberger, in: Beilage zur Allgemeinen
Zeitung, 28. Mai 1869, Nr. 148, ,,Familienarchiv Rheinberger", Signatur: RAFA Dok 5/15, S. 2277.
?' Vgl. Harald Wanger, Josef Gabriel Rheinberger, S. 57.
?! Vgl. Fanny Rheinberger, Tagebucheintrag vom 11. Juni 1869, in: Briefe und Dokumente, Bd. 3, S. 65.
? Vgl. Fritsch an Josef Rheinberger, 26. Juni. 1869, in: Briefe und Dokumente, Bd. 3, S. 71-72.
? Vgl. Fanny Rheinberger, Tagebucheintráge, in: Briefe und Dokumente, Bd. 3, S. 96-97.
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