Der Anfang von allem: Ein Abenteuer
Erika Lorenz hielt an der Gründungsversammlung eine Rede, die den fast abenteuerlichen Weg bis zu diesem
Gründungsanlass schilderte:
Aus der Rede von Erika Lorenz an der
Gründungsversammlung
.„.des Hilfswerks Liechtenstein am 7. 12. 1988 im Haus
Stein-Egerta, Schaan:
Stellvertretend für die Frauen, die schon lange, vielleicht auch
schon von Anfang an dabei sind, möchte ich gerne erzählen,
wie es zu unserer Polenhilfe Liechtenstein gekommen ist, be-
ginnend mit einem Zitat von Fürstin Gina von und zu Liech-
tenstein an Weihnachten 1981:
„Weihnacht —- die Herzen öffnen
Weihnachten, das Fest des Friedens und der Freude ist da.
Aber: Da ist auch Polen.
Wie können wir ruhigen Herzens das Fest feiern, wenn
sich die erschreckenden Nachrichten überstürzen und
dieses tapfere und gläubige Volk grösste Not an Leib und
Seele leidet? Ich bin sicher, dass Liechtenstein zutiefst
Anteil nimmt und viele helfende Hände sich ausstrecken.
An Sie alle möchte ich mich mit diesem Aufruf wenden
und Sie um Geldspenden bitten. Wir können noch keine
definitiven Angaben machen, wann und wie unsere Hil-
fe nach Polen gelangt, aber ich kann Ihnen versprechen,
dass so schnell als möglich ein Weg gefunden wird.
Ich wünsche allen eine segensreiche Weihnacht. Möge
Gott seinen Schutz auch im kommenden Jahr gewähren
und unsere Herzen öffnen für die Not der Welt.“
Dieser Aufruf unserer Landesfürstin war der Beginn einer
Hilfsaktion, die an Weihnachten vor genau sieben Jahren er-
folgreich begann und die uns letztlich heute Abend zusammen-
geführt hat.
In allen Gemeinden gab es hilfsbereite Frauen, die privat
oder auch in Gruppen „Liebesgabenpakete“ zusammenstell-
ten und auf eigene Rechnung an Privatadressen nach Polen
schickten, und das geschieht auch heute noch, auch ganz un-
abhängig von der Polenhilfe.
1980 habe ich über eine deutsche Zeitschrift drei Adressen
von Familien aus Polen angefordert und auch mit Liebesga-
benpaketen betreut. Diese Zeitung hat wegen der anhaltenden
Krise in Polen solche Adressen vermittelt. In 2 bis 3 Monaten
kam schon eine Flut von Bittbriefen an meine Adresse, Ich bat
die Frauengruppe Gamprin (ca. 15 Mitglieder) um Mitarbeit.
Die Frauengruppe Gamprin hat die Entwicklung der Hilfsgü-
tersendungen nach Polen stark mitgeprägt. Die „Polensamm-
lung“ hat seit 1982 regelmässig auf dem Jahresprogramm
der Frauengruppe Gamprin gestanden, und zwar jeweils im
Frühjahr und im Herbst. Ich habe denn auch unsere Regie-
rung auf den Umfang der Hilfsgütersendungen aufmerksam
gemacht und stellte 1983 sowie auch die folgenden Jahre an
die Regierung das Gesuch für die Übernahme der Portokosten
für Privatpakete nach Polen. Die Gesuche wurden alle, ohne
Ausnahme, bewilligt. Davon profitierte die ganze Bevölkerung
unseres Landes und konnte mindestens zweimal jährlich „por-
tofrei“ Pakete per Post nach Polen senden.
Diese Zusicherung der Regierung war der Startschuss für
grösser angelegte Sammelaktionen: Ein erster, und allerdings
auch letzter Aufruf der Frauengruppe Gamprin durch unsere