Über die Epoche bis Vespasien für diese Provinz ist leider nicht viel Wissen vorhanden, aber
man kann davon ausgehen, dass das Gebiet Liechtensteins römisches Binnenland war. Seit
der Zeit Vespasiens versuchte das römische Imperium seine Grenzen gegen Norden zu
verschieben und die neugewonnenen Gebiete durch den Limes zu schützen. Trajan schloss
mit diesem Projekt ab. Die Nord-Süd-Fernstrasse Bregenz-Mailand wurde also von den
Römern als solche erbaut und auch benützt. Somit lassen sich entlang dieser römischen
Strasse etliche römische Nachweise (Münzen, Gegenstände, Bauten) auffinden, solche auch
im Fürstentum Liechtenstein. In der Folge möchte ich eine kurze Auflistung der römischen
Funde im Fürstentum Liechtenstein für das 1. bzw. 2 Jahrhundert n. Chr. geben:
- Siedlungsplatz auf Gutenberg in Balzers”.
"zwei rômische Helme mit Inschrift auf Dux in Schaan, datiert zwischen 10 v. Chr. und 70 n.
Chr.
-Die Erbauung des Gutshofes in Nendeln (erfolgt um 100 n. Chr."
-rómische Kulturschicht beim Meierhof in Triesen aus der Zeit des 2. und 3. Jahrhunderts n.
Chr.
Diese Funde belegen, dass das Territorium des heutigen Fürstentums Liechtenstein besiedelt
war. Die rómische Kultur hatte sich somit im 1. Jahrhundert n. Chr. in diesem Gebiet
eingenistet.
Wir wissen sehr wenig über dieses Gebiet im 2. Jahrhundert n. Chr., ausser dass es zu neuen
Angriffen nördlicher Völker kam, deshalb wurde die neu errichtete Legion „III Italica“ an der
nördlichen Grenze stationiert. Ebenfalls wurde aus der peregrinischen Provinz eine
kaiserliche, ab 212 n. Chr. wurden die Rätier sogar römische Vollbürger.
Bis in die Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. scheint ein relativ ruhige Zeit im Alpenrheintal
geherrscht zu haben. Die germanischen Stämme sahen vor grösseren Einfällen ab. Gegen
Mitte dieses Jahrhunderts hin kam es jedoch zu alemanischen Plünderungszügen (siehe Be-
siedlungsende der rómischen Befestigung ,, Auf Krüppel* ob Schaan). Es sei besonders der
Alemanneneinfall der Jahre 259/260 genannt, da dies der Fall der rómischen Grenzwehr
bedeutete. Zeitweise waren weite Gebiete Helvetiens von germanischen Scharen überrannt.
Aurelianus (270-275 n. Chr.) vermochte erst wieder die Rheingrenze halbwegs zu retablieren.
2.3. Das Territorium Liechtensteins in der Spátantike
Als Beginn der Spàtantike wird der Beginn der Tetrarchie angesehen. Diese Form
(Viererherrschaft) mit zwei Augusti und den beiden Caesaren ,sollte die Kontinuitát der
Herrschaft gewührleisten.^" Das Reich wurde in zwei Hälften geteilt, Diocletian übernahm
den Westen, Maximilian den Osten. Im Jahre 297 wurden die Provinzen neu eingeteilt und in
grössere Diozósen zusammengefasst Dabei wurde die rátische Provinz unter Kaiser
Constantin I. (306-337) in zwei Provinzen aufgeteilt, eine ,,Raetia prima" und eine ,,Raetia
secunda". Sie gehörten beide zur Diozöse „Italia Annonaria“. Das Alpenrheintal und somit
das Gebiet des heutigen Fürstentums Liechtenstein gehórte zur ,Raetia prima", dessen
Hauptstadt Chur (,Curia^) war, das auch Amtssitz des Statthalters (, praeses provinciae
? siehe Rheinberger E., „Römische Baureste in Balzers“, Jahrbuch des historischen Vereins für das Fürstentum
Liechtenstein, 33. Band.
* siehe Overbeck B., Geschichte des Alpenrheintals in römischer Zeit. Auf Grund der archäologischen Zeugnisse. Teil 1.
Topographie, Fundvorlage und historische Auswertung, S. 112.
> siehe Malin Georg, Rómerzeitlicher Gutshof Nendeln Fürstentum Liechtenstein.
© siehe David Beck, „Bericht über neue römische Funde in Schaan und Triesen*, Jahrbuch des historischen Vereins für das
Fürstentum Liechtenstein, 50. Band
7 Drack Walter, Die Rômer in der Schweiz, S. 276.