Volltext: Rechtliche Ausgestaltung, Arbeitsweise und Reformbedarf des liechtensteinischen Landtags

ner Landtags- und Regierungsmehrheit einer Partei, die landesweit nicht die Mehrheit der Parteistimmen erhielt. Dies war 1978 mit dem Wahlsieg von Hans Brunhart (VU) der Fall, als die Fortschrittliche Bürgerpartei insgesamt 1,7 Prozent mehr Stimmen auf sich vereinigen konnte als die Vaterländische Union. Der deutliche Vorsprung der Fortschrittlichen Bürgerpartei im Unterland reichte aber dort nur zu einer Sitzverteilung von drei zu drei Sitzen, während die Vaterländische Union im Oberland mit knappem Vorsprung fünf der neun Mandate im damals 15-köpfigen Landtag erlangen konnte. Die landesweite Stimmenmehrheit brachte der Fortschrittlichen Bürgerpartei keine Mehrheit an Mandaten. Im Jahre 1993 profitierte allerdings die Fortschrittliche Bürgerpartei von den Tü- cken der beiden Wahlkreise, indem sie mit 1,2 Prozent zwar weniger Parteistimmen als die Vaterländische Union, aber dennoch mehr Man- date als diese erringen konnte. Im Oberland erreichten beide Parteien sieben Mandate im nunmehr 25-köpfigen Landtag, im Unterland ging die Wahl zugunsten der Fortschrittlichen Bürgerpartei mit fünf Manda- ten gegenüber vier Mandate der Vaterländischen Union aus.28 Werden dagegen die Einwohner der Wahlkreise analysiert, dann ist augenfällig, dass das Verhältnis der Einwohnerzahlen von Oberland und Unterland zum Zeitpunkt der Einführung der Wahlkreise im Jahre 1878 praktisch identisch war wie heute. 1878 betrug die Bevölkerungszahl Liechtensteins 8095, aufgeteilt in Oberland mit 5213 (64 Prozent) und Unterland mit 2882 (36 Prozent) Personen.29Heute zählt Liechtenstein 35 589 Einwohner, wovon 23 100 im Oberland (65 Prozent) und 12 489 (35 Prozent) im Unterland leben.30Dagegen hat sich der Anteil der in ih- rer Heimatgemeinde lebenden Liechtensteiner im Verhältnis zu allen in dieser Gemeinde lebenden Liechtensteiner stark verändert. Im Jahre 1950, also 130 Jahre nach Einführung der Wahlkreise, wohnten noch 85 Prozent der Liechtensteiner in ihrer Heimatgemeinde. Heute ist dieser Anteil auf 61 Prozent gefallen. Der Unterschied von Ober- und Unter- land ist dabei vernachlässigbar, wohnten doch im Jahre 1950 83 Prozent der Oberländer und 87 Prozent der Unterländer in ihrer Heimatge- meinde, während heute die Gemeinden im Oberland 60 Prozent und im 65 
Wahlkreise 28 Marxer, Regierungsbildung und Wählerpräferenzen, S. 3 29 Statistisches Jahrbuch 1998, S. 20: Im Jahr 1901 lebten in Liechtenstein 7531 und 1950 13757 Personen. 30 Statistisches Jahrbuch Liechtensteins 2010, S. 50.
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.