Volltext: Liechtenstein und die deutsche Steueraffäre:

wird davon beeinflusst, für welche Issues sich ihr „Publikum“ — die populären und Elite- 
Medien - interessiert. 
Das passive Publikum bildet ebenfalls keine einheitliche, unstrukturierte Masse. Auch hier ist 
die Ebene der ,Zufallsbegegnungen" von Bedeutung, über die Themenstrukturierungs- 
prozesse ablaufen kónnen, ohne die Aufmerksamkeit der Massenmedien zu erregen. 
Insgesamt entstehen sehr unterschiedliche Entwicklungslinien in Abhängigkeit der 
Interaktionsmuster zwischen den verschiedenen Öffentlichen Akteuren. Adäquate 
Erklärungsansätze für gesellschaftliche Agenda-Setting-Prozesse müssen diesen vielfältigen 
Interaktionsmóglichkeiten Rechnung tragen (vgl. Eichhorn 2005, 153ff). 
2.4.5 Funktionen 
Funktionen bezeichnen in diesem Modell die übergeordneten Aufgaben der drei Sphären. Die 
Funktionen umfassen zum einen die Definition von einzelnen Issues (Details zu Issues und zu 
Issues Management siehe Kapitel 2.2) und zum anderen die Synthese von Themenstrukturen. 
Die Beteiligten am Themenstrukturierungsprozess sind alle auch an der Definition von Issues 
beteiligt, die einem stándigen Wandel unterliegt. Wàhrend diese Definitionsprozesse einzelne 
Issues betreffen, betrifft der Prozess der Synthese die gesamte Themenstruktur. 
Ein wichtiger Teilprozess ist dabei das Setzen von Prioritáten. Die ,,Bedeutsamkeit" eines 
Issues ergibt sich daraus, wie ausführlich sich die Öffentlichkeit mit dem Thema 
auseinandersetzt. Dazu gehören die Aufmerksamkeit der Massenmedien, das Ausmaß der 
Mobilisierung der politisch aktiven Bevölkerungsgruppen, die Resonanz des breiten 
Publikums, die Verknüpfung von Issues mit mächtigen Akteuren aus der Politik oder 
Wirtschaft. Zum Prozess der Synthese gehört auch die Verknüpfung einzelner Issues zu 
größeren Strukturen, die eine Identifikationsbasis für soziale Gruppen bilden können. 
Wirklich interpretierbar werden Ereignisse und Issues aber erst durch das so genannte 
Framing, die Einbettung der Themen und Ereignisse in einen größeren Rahmen, die es dem 
Rezipienten ermöglicht, die Einzelereignisse oder neue Ereignisse entsprechend einzuordnen. 
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