d. Ein /atenter Einfluss geht vom Publikum als ganzem aus. Der „Urheber“ dieses Einflusses
handelt nicht zweckbestimmt, er ist nicht organisiert und verfügt über kein Medium, über das
der Einfluss vermittelt wird.
Der Einfluss des passiven Publikums ist im wesentlichem latent. Der Grund dafür ist das
geringe Ausmaß an Organisation und die geringe Partizipation in Bezug auf öffentliche
Probleme. Dennoch sind in dem Modell schwache interaktive Prozesse zwischen dem
passiven Publikum und den anderen Elementen des Modells vorgesehen, weil auch
sporadische Interaktionen zwischen dem passiven Publikum und den anderen Gruppen nicht
völlig wirkungslos sind.
Die besondere Rolle der Massenmedien
Die Massenmedien spielen in dem Modell eine zentrale Rolle. Ihre wesentliche Aufgabe ist
die Berichterstattung, die zielgerichtete mediale Rekonstruktion der sozialen Umwelt. Damit
erstellen sie das symbolische Material (die „Medienrealität‘“), das für einen großen Teil der
Themenstrukturierungsprozesse als Träger dient. Die Aktivität geht hier von den Massen-
medien aus, gleichzeitig werden sie selbst durch die Ergebnisse ihrer Tätigkeit beeinflusst.
„Die Macht der Massenmedien liegt daher eher darin, dass diese eine Strukturierung der
Realität leisten, die Welt für uns definieren, und weniger in den kurzfristigen
Überzeugungswirkungen.* (Schenk 2002, 400).
Darüber hinaus eröffnen die Massenmedien für Gruppen, die Probleme haben, ihre Interessen
bei der Elite-Öffentlichkeit durchzusetzen eine Einflussmöglichkeit. Die Beeinflussung der
Medien-Agenda durch diese Gruppen hat Auswirkungen auf die Themenstruktur der
Bevölkerung und Rückwirkungen auf die Agenden der Elite-Öffentlichkeit.
Die Massenmedien sorgen für eine gemeinsame Informationsbasis, die neben der Elite-
Öffentlichkeit auch das passive Publikum umfasst.
Schließlich verfügen die Massenmedien über die Möglichkeit der aktiven Berichterstattung
über Bereiche der sozialen Realität. Das heißt, sie sind durch ihre öffentliche Informations-
funktion legitimiert, über Probleme des öffentlichen Lebens zu recherchieren und zu
berichten. Das Publikum der Medien beeinflusst die Themenstruktur der Medien durch einen
latenten Wirkungsprozess. Andere Einflüsse auf die Medien aus dem Bereich der Elite-
Öffentlichkeit basieren auf interaktiven Prozessen oder umfassen organisierte Beeinflussungs-
versuche.
Für den Bereich der Medien kann es sinnvoll sein, eine Einteilung nach unterschiedlichen
Zielgruppen vorzunehmen. So wenden sich Nachrichtenagenturen oder ,,Primärmedien“
dezidiert an andere Medien. Die ,,Sekundármedien" kónnen wir in Elite-Medien und populäre
Medien trennen. Erstere wenden sich in erster Linie an die Elite-Offentlichkeit. Darüber
hinaus gibt es spezialisierte Medien, die sich nur an bestimmte Teilpublika wenden.
Intermediáre Agenda-Setting-Prozesse finden dabei zwischen allen Medien statt. Die Mit-
glieder der Elite-Offentlichkeit nutzen Elite-Medien nicht nur zur Information, sondern auch,
um auf die Medienagenda Einfluss zu nehmen. Auch Einflüsse von populáren Medien auf
Elite-Medien sind nicht auszuschließen. Selbst die Themensetzung der Nachrichtenagenturen
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