Volltext: "Aus Überzeugung, dass er der Gemeinde von grossem Nutzen seyn werde"

7% £bd. 
79 Vgl. Kap. 7.3.2: Die Rom-Ehe als Folge 
staatlicher Eheverbote — zwei Fallbeispie- 
le aus der Triesenberger Familie Knobel 
LI LA RC 96/38: Andreas Kirschbaumer, 
Schub wegen Diebstahls und Unzucht, 
1846 bis 1857. 
Gemeint war die Baumwollspinnfabrik 
Escher, Kennedy & Co. in Feldkirch, 
wo bereits im Jahr 1834 zehn von 60 
Angestellten aus Liechtenstein stammten 
Ygl. Rupert Tiefenthaler: Liechtensteiner 
Arbeiter in der Feldkircher Textilindustrie 
In: Hansjörg Frommelt (Hg.): Fabrikler 
‚eben 1994, 5. 247-254, hier S. 247. 
LILA RC 96/38: Andreas Kirschbaumer, 
Schub wegen Diebstahls und Unzucht, 
1846 bis 1857. 
@ Ebd. 
18 Sieglinde Amann: Armenfürsorge 1996. 
S. 106. 
35 Ebd. S. 135. 
AD 
Infolge eines Diebstahls war Josef Bauer 1846 für drei Wochen in Arrest 
gesessen. Anna Maria Kirschbaumer hatte in dieser Zeit ihre Beziehung 
mit Josef Bauer beendet.!® Dieser fand mit Kreszentia Knobel eine neue 
Partnerin, die er 1852 in Rom heiratete. Die Rom-Ehe zwischen Kreszentia 
Knobel und Josef Bauer ist an anderer Stelle beschrieben.” 
Nach ihrer Trennung von Josef Bauer wohnte Anna Maria Kirschbaumer 
mit ihren Kindern in Schaanwald, im Haus des Maurer Gemeindebürgers 
Andreas Öhri. Dieser zeigte am 3. September 1846 ihren 13-jährigen 
Sohn Andreas Kirschbaumer an. Der Junge wurde beschuldigt, die vier- 
jährige Tochter des Hausbesitzers, Magdalena Öhri, missbraucht zu haben. 
Amtliche Befragungen des Andreas Öhri und des Andreas Kirschbaumer 
sowie ärztliche Untersuchungen der zwei Kinder bewiesen die Unschuld 
des Knaben. Andreas Öhri hatte möglicherweise wider besseres Wissen 
diese Anschuldigung gemacht, um die ihm nicht genehmen Mitbewohner 
loszuwerden.‘®° 
Andreas Kirschbaumer war kurz zuvor in Feldkirch infolge Dieb- 
stahls festgenommen und nach Liechtenstein zurückgeschoben worden. 
Vor dem Oberamt in Vaduz sagte er am 23. September 1846 aus. Dabei 
nahm er auch Stellung zur erwähnten Anschuldigung des Missbrauchs der 
Magdalena Öhri: «Meine Aelteren haben mich nie in die Schule geschickt, 
oder doch nur geringe Zeit, ich musste immer wieder betteln gehen; 
kann daher weder schreiben noch lesen, und gegenwärtig befinde ich mich 
wieder darum vor dem Amt, weil ich mit dem Kinde des Andreas Öhri 
etwas gehabt haben solle. Ich war nebst vielen andern Kindern und 
Arbeitern in des Eschers Fabrik,'® wo ich bald da, bald dort hin geschickt, 
geplagt und gebrügelt [sic] worden bin. Dieses entleidete mir und ich 
lief dann aus der Fabrik fort und strich meist im Hinterlande mit der 
Mutter herum und bettelte.»!® Zudem sagte Andreas Kirschbaumer, nicht 
er, sondern seine Brüder Josef und Anton hätten den ihm zur Last gelegten 
Obstdiebstahl in Feldkirch begangen.'® Kleinere Delikte wie Holz-, 
Feld- oder Obstdiebstähle wurden indes häufig von Angehörigen der 
Unterschicht begangen.'** 
Als Kind einer ledigen Mutter musste Andreas Kirschbaumer fast 
zwangsläufig mit Schikanen und Benachteiligungen leben. Sieglinde 
Amann äussert sich zum Schicksal solcher Jugendlicher, die in den Feld- 
kircher Fabriken arbeiteten, wie folgt: «Die Kinder dieser Mütter, meist 
schlecht untergebracht, verwahrlost oder schon früh zum Betteln angehalten 
beziehungsweise zur Arbeit in der Fabrik gezwungen, waren auch noch mit 
dem Stigma der Unehelichkeit behaftet.»'® 
Die Arbeit in der Fabrik war eine der wenigen verbliebenen Perspektiven 
für viele Angehörige der Familie Kirschbaumer. Da sie zwar Heimatberechtigte 
und ab 1864 auch Gemeindebürger von Mauren waren, sich aber infolge 
Geldmangels zumeist nicht in die Nutzungsrechte der Gemeinde einkau-
	        

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