9 Alois Ospelt: Grundentlastung und Bau-
ernbefreiung im Revolutionsjahr 1848.
In: Arthur Brunhart (Hg.): Revolution
2000, 5. 107-118, hier S. 112-113.
Zum Wirken von Peter Kaiser siehe Arthur
Brunhart: Peter Kaiser 1793-1864.
Vaduz, Zürich 21998,
Zitiert nach Peter Geiger: Politisches
Wirken Peter Kaisers und Nachwirkungen
m 20. Jahrhundert. In: Peter Geiger (Hg.):
Peter Kaiser als Politiker, Historiker und
zrzieher (1793-1864). In: Liechtenstein
>olitische Schriften, Bd. 17. Vaduz 1993,
5. 27-42, hier S. 33.
3ericht von Landvogt Johann Michael
Menzinger an Fürst Alois Il., zitiert bei
Peter Geiger: Geschichte 1970, 5. 57-58,
Carl Schädler (1804-1872) war ein Sohn
des Arztes Gebhard Schädier, der 1803
n Eschen als Dorfgenosse aufgenommen
wurde (zu Gebhard Schädler siehe Kap.
2). Vgl. auch Rudolf Rheinberger: Liech-
ensteiner Ärzte 1991, 5. 45-78, sowie
Saul Vogt: Landtag 1987, S. 177, ebenso
Stammbaum 3 auf S, 49,
Johann Ludwig Grass (1789-1860),
als Sohn des Arztes Christoph Grass in
Vaduz aufgewachsen. Siehe auch Rudolf
Rheinberger: Liechtensteiner Ärzte 1991.
S. 79-98.
6 Arthur Brunhart: Peter Kaiser 1998,
5. 131-132.
Peter Geiger: Geschichte 1970, 5. 63
und $S. 71-73.
7
3.2
AUSWIRKUNGEN DER REVOLUTION VON 1848 AUF BÜRGER-
RECHTSFRAGEN IN LIECHTENSTEIN
Die bäuerliche Bevölkerung Liechtensteins blieb von der Revolutions-
bewegung des Jahres 1848 nicht unberührt. Obwohl seit 1808 aus der
Leibeigenschaft entlassen, mussten die Bewohnerinnen und Bewohner
Liechtensteins 1848 noch Abgaben und Frondienste an die Landesherr-
schaft tätigen. Die Beseitigung dieser Lasten war daher ein zentrales
Anliegen der Bevölkerung, auf welches der Fürst noch im Jahr 1848
weitgehend einging.'° Die revolutionäre Bewegung in Liechtenstein stand
vor allem in Verbindung mit Peter Kaiser, der aus Mauren stammenden
Lehrerpersönlichkeit, die damals in Chur als Schulleiter tätig war.''
Seinem Einsatz war es zu verdanken, dass die Bewegung in Liechtenstein
weitgehend gewaltfrei blieb. Er gab den Forderungen des Volkes eine
schriftliche Form. In einem entsprechenden Schreiben an den Fürsten vom
22. März 1848 hiess es: «Die Art, wie wir bisher verwaltet und regiert wurden,
ist für unser Ländchen zu kostspielig, das Grundeigentum zu schwer
belastet. Wir haben nur zu lange unter diesem doppelten Druck gelitten.
So ergreift auch uns die Bewegung, welche ganz Deutschland durch-
zuckt und an alle Throne klopft: Auch wir wollen eine freiere Verfassung,
Entlastung des Grundeigenthums — wir wollen in Zukunft als Bürger, und
nicht als Unterthanen behandelt sein.»
In Balzers riefen junge Leute nach Freiheit und Gleichheit.'* Von
hier aus war am 21. März 1848 die Bitte an Peter Kaiser ergangen, die
Revolutionsbewegung anzuführen. In den liechtensteinischen Gemeinden
gewählte Volksausschüsse — über 110 Personen — trafen sich gemeinsam
am 22. März 1848 in Schaan. Sie wählten einen engeren Landesausschuss,
dem Peter Kaiser als Präsident und die Ärzte Karl Schädler!* und Johann
Ludwig Grass’ als weitere Mitglieder angehörten. Der Landesausschuss
formulierte am 22. und 24. März 1848 erste Forderungen der Bevölkerung
an den Fürsten.'®
Der Landesausschuss forderte eine freiere Verfassung. Diese sollte
einen vom Volk gewählten Landtag zulassen, der die Gesetze mitbestimmte
sowie die Finanzen von Staat, Schulen und dem Landesarmenfonds
kontrollierte. Die gewünschte Verfassung müsse zudem die Öffentlichkeit
der Landtagssitzungen sowie das freie Vereins- und Versammlungsrecht
garantieren. In seiner Antwort vom 7. April 1848 versprach Fürst Alois II.
eine Verfassung für Liechtenstein mit freier Wahl der Volksvertreter;
allerdings sah er vor, das Wahlrecht von «Besitz und Bildung» abhängig zu
machen. Eine solche Verfassung sollte in Kraft treten, sobald Österreich
und weitere Staaten des Deutschen Bundes ähnliche Verfassungen erliessen.
Es dauerte noch 14 Jahre bis zum Erlass der vom Landesausschuss
geforderten Verfassung.
IR