EWR-Rechts, die in die Rechtsordnungen der EWR /
EFTA-Staaten umgesetztwurden, sind der Direktwirkung fähig sind und haben gege- benenfalls Vorrang vor konfligierendem nationalem Recht. Man mag von Quasi-Direktwirkung und Quasi-Vorrang sprechen. Das folgt nicht aus nationalem Recht, sondern aus EWR-Recht.38Des weiteren sind die nationalen Gerichte verpflichtet, innerstaatliche Vorschriften so weit wie möglich im Einklang mit dem EWR-Recht auszulegen.39Hingegen hat der EFTA-Gerichtshof Direktwirkung und Vorrang im unionsrechtli- chen Sinn für das EWR-Recht verworfen.40Das Gericht der EU ist so- gar einen Schritt weitergegangen und hat in Rs. T-115/94
Opel Austria ./. Rat der EUentschieden, dass Art. 10 EWRA Direktwirkung entfal- tet.41Entscheidend ist, dass der EFTA-Gerichtshof in seinem Grund- satzurteil vom 10. Dezember 1998 in der Rs. E-9/97
Sveinbjörnsdóttir entschieden hat, das Prinzip der
Staatshaftungsei Teil des EWR- Rechts.42Die Voraussetzungen für die Verantwortlichkeit des Staates im konkreten Fall sind dieselben wie im Unionsrecht: Verstoss eines mit- gliedstaatlichen Organs gegen eine Norm des EWR-Rechts, welche dem Einzelnen Rechte verleihen will, hinreichende Qualifiziertheit des Ver- stosses, Kausalzusammenhang zwischen dem Verstoss und dem Scha- 792Carl
Baudenbacher Ákæruvaldið (The Public Prosecutor) v Ásgeir Logi Ásgeirsson, Axel Pétur Ás- geirsson and Helgi Már Reynisson, 2003 EFTA Court Report, 185, Rz. 28; Rs. E-1/07 Strafverfahren gegen A, 2007 EFTA Court Report, 245, Rz. 37; Rs. E-5/10 Dr. Kottke v Präsidial Anstalt und Sweetyle Stiftung, 2009-2010 EFTA Court Report, 331, Rz. 26. 38Rs. E-1/94 Ravintoloitsijain Liiton Kustannus Oy Restamark, 1994–1995 EFTA Court Report, 15, Rz. 77–81; Rs. E-1/01 Hörður Einarsson v The Icelandic State, a. a. O., Rz. 52–54. Das Gegenargument der norwegischen Regierung wurde vom EFTA-Gerichtshof zurückgewiesen; vgl. zur norwegischen Position Rs. E-1/94 Ra- vintoloitsijain Liiton Kustannus Oy Restamark, Report for the Hearing, 1994–1995 EFTA Court Report, 35, Rz. 93. 39Rs. E-1/07 Strafverfahren gegen A, 2007 EFTA Court Report, 246, Rz. 39; vgl. auch Rs. E-4/01 Karl K. Karlsson hf. v The Icelandic State, 2002 EFTA Court Report, 240, Rz. 28. 40Rs. E-4/01 Karl K. Karlsson hf. v The Icelandic State, a. a. O., Rz. 28; Rs. E-1/07 Strafverfahren gegen A, a. a. O., Rz. 39. 41Rs. T-115/94 Opel Austria GmbH gegen Rat der Europäischen Union, Slg. 1997, II- 39, Rz. 102. 42Rs. E-9/97 Erla María Sveinbjörnsdóttir v The Government of Iceland, 1998 EFTA Court Report, 95.