Volltext: Grundrechtspraxis in Liechtenstein

schon mehrfach betont hat, «ein enger funktionaler Zusammenhang».26 So greifen «diese beiden Grundrechte eng ineinander», wenn Gerichts- entscheidungen miteinander verglichen werden.27Weicht nämlich eine Entscheidung offensichtlich von einer vergleichbaren Entscheidung ab, müssen hierfür triftige Gründe vorliegen. Es ist entweder aufzuzeigen, dass sich die beiden Fälle in einem wesentlichen Punkt unterscheiden, oder aber zu begründen, weshalb der an sich vergleichbare andere Fall falsch entschieden wurde und von diesem Vergleichsfall oder generell von einer entsprechenden bisherigen Praxis abgewichen wird.28Nach ständiger Rechtsprechung des Staatsgerichtshofes sind insoweit Praxis- änderungen zulässig.29Ein Gericht oder eine Behörde darf von einer ei- genen oder auch einer «höchstgerichtlichen»30oder «einer vorgegebenen oberinstanzlichen Rechtsprechung abweichen».31Der Staatsgerichtshof 547 
Begründungspflicht dungspflicht über diejenige des Auffanggrundrechts hinaus und erhält die Bedeu- tung eines «spezifischen» Grundrechts. Vogt, Willkürverbot, S. 384 ff. mit Recht- sprechungsnachweisen, kritisiert die ständige Rechtsprechung des Staatsgerichtsho- fes und die Lehre, wonach das Willkürverbot ein Auffanggrundrecht und neben spezifischen Grundrechten subsidiär ist bzw. keine eigene Bedeutung hat. Nach ihm ist das Willkürverbot gegenüber anderen Grundrechten rechtlich gleichwertig, al- lenfalls aber aus praktischen Gründen subsidiär. 26StGH 2001/75, Entscheidung vom 24. Juni 2002, LES 2005, S. 24 (28 Erw. 7.1); siehe auch StGH 2009/93, Urteil vom 1. Dezember 2009, nicht veröffentlicht, S. 27 Erw. 2.1; StGH 2009/148, Urteil vom 21. Juni 2010, nicht veröffentlicht, S. 18 Erw. 3.1; StGH 2010/73, Urteil vom 29. November 2010, nicht veröffentlicht, S. 11 f. Erw. 4.1; StGH 2011/16, Urteil vom 29. August 2011, nicht veröffentlicht, S. 13 Erw. 5.1. 27StGH 2010/39, Urteil vom 20. September 2010, nicht veröffentlicht, S. 24 Erw. 3.1. 28StGH 2001/75, Entscheidung vom 24. Juni 2002, LES 2005, S. 24 (28 Erw. 7.1); StGH 2008/56, Urteil vom 10. Dezember 2008, <www.stgh.li>, S. 29 Erw. 4.1; StGH 2008/114, Urteil vom 9. Februar 2009, <www.stgh.li>, S. 17 Erw. 2.2; StGH 2009/93, Urteil vom 1. Dezember 2009, nicht veröffentlicht, S. 27 Erw. 2.1; StGH 2009/148, Urteil vom 21. Juni 2010, nicht veröffentlicht, S. 18 Erw. 3.1; StGH 2010/39, Urteil vom 20. September 2010, nicht veröffentlicht, S. 24 f. Erw. 3.1; StGH 2010/73, Urteil vom 29. November 2010, nicht veröffentlicht, S. 11 f. Erw. 4.1; StGH 2011/16, Urteil vom 29. August 2011, nicht veröffentlicht, S. 13 Erw. 5.1; vgl. für die Schweiz Müller / Schefer, Grundrechte, S. 889 mit Verweis auf BGE 127 I 49 E. 3c S. 52, und für Deutschland Schulze-Fielitz, Art. 103 Abs. 1 GG, Rz. 76. 29StGH 2010/105, Urteil vom 8. Februar 2011, nicht veröffentlicht, S. 22 Erw. 3.2. 30StGH 2010/68, Urteil vom 29. November 2010, <www.gerichtsentscheide.li>, S. 12 Erw. 3. 31Vgl. StGH 2010/8, Urteil vom 21. September 2010, nicht veröffentlicht, S. 18 Erw. 2.3. Es besteht aber auch kein «Vertrauensschutz eines Gerichtes darauf, dass ein im Instanzenzug übergeordnetes Gericht seine Rechtsprechung nicht ändert». Siehe StGH 2010/105, Urteil vom 8. Februar 2011, nicht veröffentlicht, S. 22 Erw. 3.3.
	        

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