Volltext: Grundrechtspraxis in Liechtenstein

zum Ausdruck kommt. Es richtet sich an die rechtsanwendende bzw. vollziehende Gewalt und begrenzt in seinem Anwendungsbereich die Auslegung von Strafbestimmungen durch die Gerichte und Verwal- tungsbehörden.92So ist es denn auch ständige Rechtsprechung des Staatsgerichtshofes, dass der Grundsatz «nulla poena sine lege» gemäss Art. 33 Abs. 2 LV bzw. gemäss Art. 7 EMRK dafür einstehen soll, «dass niemand wegen einer Tat verurteilt wird, welche nicht unter einen expli- ziten gesetzlichen Straftatbestand fällt».93Folglich kann «nur eine Tat, die allen Tatbestandsmerkmalen eines ausdrücklich im Gesetz vorgese- henen Delikts entspricht, eine Strafbarkeit begründen».94 Das strafrechtliche Legalitätsprinzip wird allerdings insbesondere im Bereich der Strafzumessung eingeschränkt. Es lässt sich nicht konse- quent durchsetzen, da es, wie der Staatsgerichtshof schon mehrfach da- rauf hingewiesen hat, «in einem unauflöslichen Spannungsverhältnis zum Schuldstrafrecht steht».95Der Strafrichter soll nämlich der indivi- duellen Schuld des Täters Rechnung tragen, weshalb ihm zwangsläufig ein grosser Ermessenspielraum bei der Beurteilung des Einzelfalles, vor allem bei der Strafzumessung zukommen muss.96Dies hat zur Konse- 423 
Keine Strafe ohne Gesetz 92Vgl. Grabenwarter, EMRK, S. 397 Rz. 132. 93StGH 1998/48, Urteil vom 22. Februar 1999, LES 2001, S. 119 (121 Erw. 2.3); StGH 2003/69, Urteil vom 4. Mai 2004, <www.stgh.li>, S. 15 Erw. 4; StGH 2005/15, Ur- teil vom 28. November 2005, <www.stgh.li>, S. 6 f. Erw. 3; StGH 2007/150, Urteil vom 10. Dezember 2008, <www.stgh.li>, S. 9 Erw. 3.1; StGH 2008/126, Urteil vom 9. Februar 2009, <www.stgh.li>, S. 22 Erw. 3.1. Siehe auch schon vorne Fn. 87. 94StGH 2006/48 und StGH 2006/49 und StGH 2006/50 und StGH 2006/55, Urteil vom 2. Oktober 2006, <www.stgh.li>, S. 8 Erw. 3; StGH 2009/93, Urteil vom 1. De- zember 2009, nicht veröffentlicht, S. 33 f. Erw. 5.1; siehe auch StGH 2006/18, Urteil vom 4. Dezember 2006, nicht veröffentlicht, S. 6 Erw. 3. 95StGH 2001/49, Entscheidung vom 24. Juni 2002, nicht veröffentlicht, S. 8 Erw. 2.1; StGH 2005/15, Urteil vom 28. November 2005, <www.stgh.li>, S. 8 Erw. 3; StGH 2006/48 und StGH 2006/49 und StGH 2006/50 und StGH 2006/55, Urteil vom 2. Oktober 2006, <www.stgh.li>, S. 9 Erw. 3. 96StGH 2001/49, Entscheidung vom 24. Juni 2002, nicht veröffentlicht, S. 8 Erw. 2.1; StGH 2005/15, Urteil vom 28. November 2005, <www.stgh.li>, S. 8 Erw. 3; StGH 2006/48 und StGH 2006/49 und StGH 2006/50 und StGH 2006/55, Urteil vom 2. Oktober 2006, <www.stgh.li>, S. 9 Erw. 3; siehe auch StGH 2007/67, Urteil vom 4. Dezember 2007, <www.stgh.li>, S. 14 f. Erw. 3, und StGH 2005/85, Urteil vom 3. Juli 2007, <www.stgh.li>, S. 49 Erw. 4.2, wo der Staatsgerichtshof betont, dass bei der Strafbemessung angesichts eines auf das individuelle Verschulden abstellende Schuldstrafrechtes, wie es in den §§ 32 ff. StGB normiert ist, ein grosser richterlicher Ermessensspielraum unabdingbar sei.23
	        

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