Volltext: Grundrechtspraxis in Liechtenstein

geklagten günstigeren Bewertung führt oder weniger strenge Strafen be- stimmt.19 Das Rückwirkungsverbot bzw. der Grundsatz «nulla poena sine lege» wurden in Österreich erst durch Art. 7 EMRK ausdrücklich ver- fassungsrechtlich verankert. Mittelbar wurden sie, wie in der Schweiz,20 aus anderen Grundrechten abgeleitet.21 Eine Verletzung des Art. 15 UNO-Pakt II als auch des Art. 7 EMRK können nach Art. 15 Abs. 2 Bst. a und b StGHG mittels Indivi- dualbeschwerde beim Staatsgerichtshof geltend gemacht werden. In der Praxis stützen sich Rügen wegen der Verletzung des Grundsatzes «nulla poena sine lege» oder des Rückwirkungsverbotes zumeist auf Art. 33 Abs. 2 LV und Art. 7 EMRK.22 2.Einfachgesetzliche Ebene Einfachgesetzlich ist das Rückwirkungsverbot bzw. der Grundsatz «nulla poena sine lege» in den §§ 1 und 61 StGB23geregelt.24Danach darf gemäss § 1 Abs. 1 StGB eine Strafe oder eine vorbeugende Massnahme25 411 
Keine Strafe ohne Gesetz 19Vgl. Kadelbach, Strafe, S. 736 Rz. 31. 20Vgl. für die Schweiz Villiger, Handbuch EMRK, S. 338 Rz. 533. Zur heutigen Rechtslage in der Schweiz siehe Fn. 9. 21Vgl. Schäffer, Organisationsgarantien, S. 556 Rz. 89 Fn. 177. 22Siehe etwa StGH 1993/21, Urteil vom 4. Oktober 1994, LES 1995, S. 10 (14 Erw. 2.3); StGH 1996/4, Urteil vom 24. Oktober 1996, LES 1997, S. 203 (206 Erw. 3); StGH 1998/48, Urteil vom 22. Februar 1999, LES 2001, S. 119 (121 Erw. 2); StGH 1999/36, Entscheidung vom 11. April 2000, LES 2003, S. 9 (12 Erw. 2); StGH 2003/15, Urteil vom 1. März 2004, <www.stgh.li>, S. 19 Erw. 3; StGH 2005/3, Urteil vom 20. Juni 2005, nicht veröffentlicht, S. 14 Erw. 2; StGH 2005/85, Urteil vom 3. Juli 2007, <www.stgh.li>, S. 48 Erw. 4. 23LGBl. 1988 Nr. 37. 24StGH 2003/44, Urteil vom 17. November 2003, <www.stgh.li>, S. 21 Erw. 3.1; vgl. auch StGH 2010/158, Urteil vom 29. März 2011, nicht veröffentlicht, S. 30 Erw. 4.3; StGH 2006/48, StGH 2006/49, StGH 2006/50 und StGH 2006/55, Urteil vom 2. Oktober 2006, <www.stgh.li>, S. 8 f. Erw. 3; StGH 2005/15, Urteil vom 28. No- vember 2005, <www.stgh.li>, S. 6 ff. Erw. 3; StGH 2001/49, Entscheidung vom 24. Juni 2002, nicht veröffentlicht, S. 7 Erw. 2; StGH 1991/15, Urteil vom 2. Mai 1991, LES 1991, S. 77 (78 Erw. 3). 25Art. 7 EMRK bezieht sich dagegen nur auf Strafen, nicht auch auf vorbeugende Massnahmen; vgl. Höpfel, § 1 StGB, Rz. 4.678
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.