Volltext: Grundrechtspraxis in Liechtenstein

solche Befangenheit glaubhaft gemacht werden kann».290Der Staatsge- richtshof legt allerdings keine allzu strengen Massstäbe an die Befangen- heit an, da solche gerade in einem kleinen Gemeinwesen wie Liechten- stein die Gerichtsbarkeit übermässig behindern könnten.291Auch nach der Rechtsprechung des EGMR stellt die Tatsache, dass bei einer erneu- ten Entscheidung über einen von der Rechtsmittelinstanz zurückverwie- senen Fall Richter mitwirken, die an der früheren, aufgehobenen Ent- scheidung beteiligt waren, die Unparteilichkeit des Gerichtes nicht in Frage.292Dagegen beanstandete der EGMR im Fall De Haan gegen die Niederlande, dass der vorsitzende Richter einer Rechtsmittelinstanz an einem Verfahren mitwirkte, das sich gegen eine von ihm selbst zuvor ge- troffene Entscheidung richtete.293 3.4.4.3 Vorbefassung Die Vorbefassung wird in der Praxis dann zum Problem, wenn der Rich- ter schon vor der Sachentscheidung prozessuale Anordnungen trifft, etwa Gesuche um vorsorgliche Massnahmen oder auf Bewilligung der Verfahrenshilfe behandelt.294Wie die Mehrfachbefassung hält nach An- sicht des Staatsgerichtshofes auch die Vorbefassung vor Art. 33 Abs. 1 LV 392Tobias 
Michael Wille 290StGH 2003/92 und StGH 2003/96, Urteil vom 28. September 2004, nicht veröffent- licht, S. 11 f. Erw. 2.3; siehe auch StGH 2003/24, Urteil vom 15. September 2003, LES 2006, S. 69 (83 Erw. 4.2); StGH 2004/36, Urteil vom 30. November 2004, nicht veröffentlicht, Erw. 2.4; StGH 2005/85, Urteil vom 3. Juli 2007, <www.stgh.li>, S. 40 Erw. 2.4. 291StGH 2003/24, Urteil vom 15. September 2003, LES 2006, S. 69 (83 Erw. 4.1); StGH 2003/92 und StGH 2003/96, Urteil vom 28. September 2004, nicht veröffentlicht, S. 10 f. Erw. 2.1; StGH 2007/87, Urteil vom 14. April 2008, nicht veröffentlicht, S. 8 ff. Erw. 2.4; StGH 2008/164, Urteil vom 10. Februar 2009, nicht veröffentlicht, S. 11 ff. Erw. 2.1; StGH 2011/50, Urteil vom 26. September 2011, nicht veröffent- licht, S. 9 Erw. 3.5; StGH 2011/113, Urteil vom 26. September 2011, nicht veröf- fentlicht, S. 6 f. Erw. 2.3; zu den jüngeren Tendenzen im Zusammenhang mit der Auslegung des Befangenheitsmassstabs siehe hinten Rz. 74 ff. und allgemein StGH 2009/65, Urteil vom 18. Januar 2010, nicht veröffentlicht, S. 13 ff. Erw. 4. 292Siehe Frowein/Peukert, EMRK, S. 227 Rz. 220 unter Bezugnahme auf den Fall Rin- geisen gegen Österreich. Vgl. auch StGH 2007/87, Urteil vom 14. April 2008, nicht veröffentlicht, S. 8 ff. Erw. 2.4; StGH 2007/108, Urteil vom 15. April 2008, <www. stgh.li>, S. 31 ff. Erw. 2.2, und StGH 2008/164, Urteil vom 10. Februar 2009, nicht veröffentlicht, S. 11 ff. Erw. 2.1. 293Frowein / Peukert, EMRK, S. 228 Rz. 221. 294Ausführlich Wille T., Verfassungsprozessrecht, S. 276 ff. 72
	        

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