Volltext: Grundrechtspraxis in Liechtenstein

weiten Sinne.13So finden sich in einigen Entscheidungen auch Anklänge an ein allgemeines umfassendes Willkürverbot.14 In weiteren supranationalen und internationalen Übereinkommen sind partielle und teilweise auch umfassende Diskriminierungsverbote enthalten; ein selbständiges Willkürverbot, das demjenigen der liechten- steinschen Rechtsordnung entspricht, ist aber in keinem dieser Abkom- men verwirklicht.15 3.Begriff der Willkür «Willkür» ist ein mittelhochdeutscher Begriff aus dem 12. Jahrhundert. Er bedeutet die «Wahl nach eigenem Willen».16Zunächst wird der Be- griff «Willkür» «auf durchaus wertneutrale Weise verwendet»17und be- 308Hugo 
Vogt 13In diesem Sinn hat der UNO-Menschenrechtsausschuss etwa im Hinblick auf Art. 9 Abs. 1 UNO-Pakt II (Verbot der willkürlichen Festnahme und willkürlichen Haft) festgehalten: «The drafting history of article 9, paragraph 1, confirms that ‹arbitrari- ness› is not to be equated with ‹against the law›, but must be interpreted more broadly to include elements of inappropriateness, injustice, lack of predictability and illega- lity.» Communication No. 1085/2002, Taright et al. v. Algeria, CCPR/C/86/D/1085/ 2002, § 8.3. Vgl. dazu auch Uhlmann, Willkürverbot, S. 113. Zum Willkürbegriff des UNO-Menschenrechtsausschusses siehe auch Nowak Manfred, U.N. Covenant on Civil and Political Rights. CCPR Commentary, 2. Aufl., Kehl etc. 2005, Art. 6 Rz. 12 ff., Art. 9 Rz. 28 ff., Art. 12 Rz. 49 ff., Art. 13 Rz. 8 und Art. 17 Rz. 12 ff. 14Vgl. etwa Communication No. 1138/2002, Arenz et al. v. Germany, CCPR/C/80/ D/1138/2002, § 8.6, wo es heisst: «The Committee recalls its constant jurisprudence that it is not a fourth instance competent to reevaluate findings of fact or reevaluate the application of domestic legislation, unless it can be ascertained that the procee- dings before the domestic courts were arbitrary or amounted to a denial of justice.» Siehe ferner etwa Communication No. 866/1999, Lafuente et al. v. Spain, CCPR/C/ 72/D/866/1999, § 6.2; Communication No. 886/1999, Banderenko v. Belarus, § 9.3. Vgl. dazu auch Uhlmann, Willkürverbot, S. 117 f. 15Vgl. dazu etwa: Art. 13 des EWR-Abkommens, LGBl. 1995, Nr. 68; Art. 16 des Übereinkommens über die Rechte des Kindes vom 20. November 1989, LGBl 1996, Nr. 163. 16Vgl. Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, bearbeitet v. Elmar Seebold, 24. Aufl., Berlin / New York 2002. Vgl. auch Fritzen, Willkürbegriff, S. 34 f.; Weiss Norman, Objektive Willkür. Zu einem Prüfungskriterium im Verfah- ren der Urteilsverfassungsbeschwerde, Frankfurt am Main 2000, S. 40 ff. Vgl. auch Aubert, Willkürverbot, Rz. 1, der darauf hinweist, dass sich der Begriff «Willkür» (französisch «arbitraire») vom lateinischen Substantiv «arbitrium» ableite. 17Thürer, Willkürverbot, S. 427. 78
	        

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