Volltext: Grundrechtspraxis in Liechtenstein

2.2Formel des Staatsgerichtshofes Nach der neueren Rechtsprechung des Staatsgerichtshofes liegt ein Ver- stoss gegen den Gleichheitsgrundsatz dann vor, wenn der Gesetzgeber «gleich zu behandelnde Sachverhalte beziehungsweise Personengruppen ohne einen vertretbaren Grund und somit eben in willkürlicher Weise ungleich behandelt.»60 Der Staatsgerichtshof geht für die Rechtsetzung davon aus, dass der Schutzbereich des allgemeinen Gleichheitssatzes weitgehend mit demje- nigen des vergleichsbezogenen Willkürverbotes zusammenfällt. Er ver- wendet dennoch zwei unterschiedliche Kontrollmassstäbe für die Gleich- heitsprüfung von Gesetzen und unterscheidet dabei zwischen einer stren- gen Prüfung und einem groben Willkürraster.61Das heisst, der Staatsge- richtshof prüft im ersten Fall, ob für gesetzgeberische Differenzierungen sachliche Gründe vorliegen, während er im zweiten Fall nur untersucht, ob die gesetzgeberischen Unterscheidungen als qualifiziert unrichtig be- ziehungsweise krass ungerecht anzusehen sind. Damit müssen je nach be- troffenem Lebensbereich unterschiedlich gewichtige Gründe vorliegen, damit eine Ungleichbehandlung zulässig ist. Die strenge verfassungsge- richtliche Kontrolle findet bei gesetzgeberischen Verstössen gegen das Geschlechtergleichheitsgebot und solchen, die die Menschenwürde tan- gierende Diskriminierungen betreffen, Anwendung.62Verpönt sind Un- 262Andreas 
Kley / Hugo Vogt 60StGH 1997/14, Urteil vom 17. November 1997, LES 1998, S. 264 (267) mit Verweis auf Haefliger, Schweizer, S. 62 f. Siehe auch StGH 1997/32, Urteil vom 2. April 1998, LES 1999, S. 16 (18 f.); StGH 1997/34, Urteil vom 2. April 1998, LES 1999, S. 67 (69 f.); StGH 1997/38, Urteil vom 2. April 1998, LES 1999, S. 80 (82); StGH 1998/2, Urteil vom 19. Juni 1998, LES 1999, S. 158 (161); StGH 1999/2, Entschei- dung vom 14. Dezember 1999, LES 2002, S. 128 (131); StGH 2004/5, Urteil vom 27. September 2004, S. 12, nicht publiziert; StGH 2004/41, Urteil vom 20. Juni 2005, S. 10, nicht publiziert; StGH 2004/82, Urteil vom 28. September 2005, S. 7, nicht pu- bliziert; StGH 2009/71, Urteil vom 29. März 2010, S. 14, Erw. 8.1, nicht publiziert; StGH 2011/5, Urteil vom 1. Juli 2011, S. 21, Erw. 2.2, nicht publiziert. Zu den For- meln des Staatsgerichtshofes betreffend den allgemeinen Gleichheitssatz in der Rechtsetzung siehe Vogt, Willkürverbot, S. 78 ff. Der Staatsgerichtshof verwendet dabei ähnlich lautende Prüfungsformeln wie das schweizerische Bundesgericht (siehe etwa: BGE 131 I 1 E. 4.2 S. 6 f.), der österreichische Verfassungsgerichtshof (vgl. etwa VfSlg 8457/1978) und das deutsche Bundesverfassungsgericht (siehe etwa BVerfGE 88, S. 87 [96 f.]). 61Vgl. dazu Hoch, Schwerpunkte, S. 77 f. 62Vgl. StGH 1998/2, LES 1999, S. 158 (161). Vgl. auch StGH 1998/45, Urteil vom 22. Februar 1999, LES 2000, S. 1 (5); StGH 2011/103, Urteil vom 30. August 2011, 
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