Volltext: Grundrechtspraxis in Liechtenstein

Ergänzung bedarf.45Abs. 2 stellt nämlich das Grundrecht der Freiheit der Person nur teilweise unter Gesetzesvorbehalt und erfasst lediglich die drei Eingriffe der Verhaftung, der Haftfortdauer («Inhaftbehalten») sowie der Durchsuchung von Personen.46Weitere Eingriffe nennt diese Bestimmung nicht, was allerdings nicht bedeutet, dass diese von Verfas- sung wegen unzulässig seien. Ein Eingriff in dieses Grundrecht sei selbstverständlich, so der Staatsgerichtshof,47nicht nur in den in Art. 32 Abs. 2 LV genannten Fällen möglich. «Offensichtlich nennt die Schran- kenregelung von Art. 32 Abs. 2 LV besonders schwerwiegende Eingriffe in die Persönlichkeits- und Privatsphäre, für welche der historische Ver- fassungsgeber den Gesetzesvorbehalt besonders betonen wollte. Gene- rell ist zu berücksichtigen, dass bei der Schaffung der Landesverfassung vor über 90 Jahren erst auf eine im Vergleich zu heute rudimentäre Grundrechtsdoktrin zurückgegriffen werden konnte.»48Insoweit er- scheine eine geltungszeitliche Interpretation der Schrankennormen der Landesverfassung im Lichte eines modernen Grundrechtsverständnisses angebracht. Eine Einschränkung der in der Landesverfassung garantier- ten Grundrechte sei demnach – abgesehen von der Kerngehaltsgarantie – generell möglich, sofern der Grundrechtseingriff gesetzeskonform, im öffentlichen Interesse und verhältnismässig sei.49Der Staatsgerichtshof hat sich mit der ausländischen und insbesondere der schweizerischen Doktrin und Rechtsprechung beholfen, die mit der allgemeinen Schran- kenregelung des Art. 36 der Bundesverfassung stets die Voraussetzungen der gesetzlichen Grundlage, des öffentlichen Interesses, der Verhältnis- mässigkeit und der Wahrung des Kerngehaltes fordern.50Er hat aber da- 142Marzell 
Beck / Andreas Kley 45Vgl. Höfling, Grundrechtsordnung, S. 116, und z. B. StGH 1998/47, Urteil vom 22. Februar 1999, LES 2001, 73 (77 Erw. 2.2); vgl. ähnlich StGH 1997/19, Urteil vom 5. September 1997, LES 1998, 269 (273 f. Erw. 3.2). 46Vgl. Höfling, Grundrechtsordnung, S. 116. 47Vgl. StGH 1998/47, Urteil vom 22. Februar 1999, LES 2001, 73 (77 Erw. 2.2); vgl. ähnlich StGH 1997/19, Urteil vom 5. September 1997, LES 1998, 269 (273 f. Erw. 3.2). 48Vgl. StGH 1998/47, Urteil vom 22. Februar 1999, LES 2001, 73 (77 f. Erw. 2.2); vgl. ähnlich StGH 1997/19, Urteil vom 5. September 1997, LES 1998, 269 (273 f. Erw. 3.2). 49Vgl. StGH 1997/19, Urteil vom 5. September 1997, LES 1998, 269 (273 f. Erw. 3.2); StGH 1998/47, Urteil vom 22. Februar 1999, LES 2001, 73 (77 f. Erw. 2.2); StGH 1997/1, Urteil vom 4. September 1997, LES 1998, 201 (205 Erw. 4.1) zu Art. 32 Abs. 1 LV. 50StGH 2000/65, Entscheidung vom 12. Juni 2001, LES 2004, 103 (105 Erw. 2), stän- dige Rechtsprechung bei allen Grundrechten, vgl. z.B. StGH 2010/95, Urteil vom 20. Dezember 2010, LES 2011, 46 (47 Erw. 3).
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.