Volltext: 25 Jahre Liechtenstein-Institut

Ein solches Monarchieverständnis hat natürlich auch Auswirkungen auf die Ausgestaltung und Funktion des Amtes des monarchischen Staats- oberhauptes: Da es nicht demokratisch gewählt ist, sollen ihm keine per- sönlichen politischen Befugnisse verliehen werden, sondern der Mo- narch soll als unparteiisches, über den Interessenkonflikten stehendes Symbol die Einheit des Staates repräsentieren. Dies schafft eine Aura der Autorität und ermöglicht es den Menschen, sich besser mit dem Staat zu identifizieren: «We must not bring the Queen into the politics, or she will cease to be reverenced by all the combatants; she will become one combatant among many.»62Für Bagehot war klar, dass nur eine auch personelle Trennung der «efficient» und «dignified Parts» die Funktion des Monarchen als Sinnbild der nationalen Einheit sicherstellen konnte, und diese war als zusätzliche Legitimitätsreserve unabdingbar für die Bewahrung der staatlichen Herrschaft. «The use of the Queen, in a di- gnified capacity, is incalculable. Without her in England, the present English Government would fail and pass away.»63Dies sei der Fall, weil es eben die «dignified parts» seien, die kraft ihrer moralischen Autorität der Verfassung die Macht verliehen, während die «efficient parts» diese Macht bloss einsetzten.64 Die Ausser-Streit-Stellung des monarchischen Staatsoberhauptes65 entlastet dieses von der Verpflichtung, in tagespolitischen Konflikten Stellung beziehen zu müssen und schafft damit die Möglichkeit, den po- sitiven und konsensualen Elementen der Politik eine konkrete Gestalt zu verleihen: In der Tat ist dies wohl eine der wichtigsten Funktionen, die heute das Königtum erfüllt. Es kann Abstraktion vermenschlichen. Sou- veränität, Zusammengehörigkeit, Tradition, Kontinuität, etc. sind alles Begriffe, die nach Sichtbarkeit verlangen, wenn sie dauerhaft wirken sollen. Fahnen und Hymnen brauche eine Ergänzung in 329 
Potentiale der Monarchie zu Beginn des 21. Jahrhunderts 62Ibid., S. 134. 63Ibid., S. 106. 64Ibid., S. 75. 65Technisch gesehen erfolgt dies dadurch, dass der Monarch seiner politischen Ver- antwortlichkeit entledigt wird, während die Regierung, die unter dem Erfordernis des dauerhaften parlamentarischen Vertrauens steht, die Verantwortung für die – politischen – Handlungen der weit gefassten Exekutive übernehmen muss.
	        

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