Volltext: 25 Jahre Liechtenstein-Institut

zent. In Liechtenstein geben bei den Nachwahlumfragen zwischen 73 (1997) und 69 Prozent (2009) eine Bindung zu einer bestimmten Partei an. In den CSES-Umfragen des Moduls 2006 bis 2011 ragt insbesondere Australien mit einem hohen Anteil Parteigebundener heraus. In den an- deren, in der Tabelle 3 erfassten Staaten beträgt der Anteil zwischen knapp 40 und 50 Prozent. Bei den abgefragten hauptsächlichen Wahlmotiven spielt dement- sprechend in Liechtenstein die Parteibindung eine herausragende Rolle, insbesondere bei den grossen Volksparteien. Aber auch bei den Wähler/ innen der FL nimmt der Anteil derer, die diese Partei bereits gewohn- heitsmässig wählen, tendenziell zu. Dies spricht für die Erklärungskraft der sozialpsychologischen Wahltheorie. Komplexere Analysen der Da- tensätze aus den Wahlumfragen (Marxer 2000) bestätigen den Befund, dass der sozialpsychologische Ansatz das Wahlverhalten in Liechten- stein am besten erklärt. Der soziologische Erklärungsansatz erweist sich dagegen im liech- tensteinischen Kontext als wenig tauglich, da die beiden Volksparteien eine weitgehend identisch strukturierte Wählerschaft aufweisen, die an- nähernd die gesamte Bandbreite der Bevölkerung repräsentiert. Auch die Parteiengeschichte widerspricht der soziologischen Wahltheorie, da sich keine Parteiendifferenzierung entlang der in der Wahltheorie definierten gesellschaftlichen Konfliktlinien zeigt. Die ursprünglichen moderaten Unterschiede der beiden Grossparteien sind seit dem Zweiten Weltkrieg nahezu vollständig nivelliert. Etwas anders stellt sich die Lage bei der FL dar, die ein Ausdruck der neuen sozialen Bewegung ist und damit das re- flektiert, was Inglehart (1977, 1984) als stille Revolution bezeichnete und als neue Cleavage-Struktur entlang der Materialismus-Postmaterialis- mus-Dimension identifizierte.279 
Wahlverhalten und Wahlforschung in Liechtenstein seit 1986 Tabelle 3: Parteibindungen im internationalen Vergleich – «Fühlen Sie sich nor- malerweise einer Partei näher als den anderen?» (in Prozent) LIE AUSNOR DEU ISR JAP SUI SWE 20092007200520052006200720072006 «Ja»69.482.547.244.644.341.642.536.2 Quelle: CSES; Selects 2010; Nachwahlumfrage Liechtenstein.
	        

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