Volltext: 25 Jahre Liechtenstein-Institut

Grösse – ein Ideal und seine Widersacher im 19. und 20. Jahrhundert Dieter 
Langewiesche 1.«Cultus der Einheit und Grösse» In seinen «Weltgeschichtlichen Betrachtungen» sprach Jacob Burckhardt von «unserm machttrunkenen Jahrhundert».1Die «specielle Befähigung ... zur Werthschätzung der Grössen aller Zeiten und Richtungen», die er dem 19. Jahrhundert zuerkannte, sah er begründet «durch den Austausch und Zusammenhang aller unserer Literaturen, durch den gesteigerten Verkehr, durch die Ausbreitung der europäischen Menschheit über alle Meere, durch die Ausdehnung und Vertiefung aller unserer Studien». In diesen Prozessen der globalen Verflechtung und Expansion habe «un- sere Cultur als wesentliches Kennzeichen einen hohen Grad von Allemp- fänglichkeit erreicht.»2Was Grösse bedeutet, werde neu bestimmt. Er be- trachtete diese Kriterien eindringlich und sensibel für die «Schatten- seite»: «das Begünstigen des grossen Verbrechers», wenn er «einer Ge- sammtheit Grösse, Macht, Glanz verschafft»3, der Wille, sich alles zu un- terwerfen, der «Gewaltsinn», den er vor allem bei den Franzosen ausge- prägt und durch die Revolution noch gesteigert sah,4der Schub an Staat- 253 
1Jacob Burckhardt: Über das Studium der Geschichte. Der Text der ‹Weltgeschicht- lichen Betrachtungen› auf Grund der Vorarbeiten von Ernst Ziegler nach den Hand- schriften hrsg. v. Peter Ganz. München: Beck 1982, 321. Burckhardt hielt sie unter dem Titel «Über Studium der Geschichte» erstmals 1868 (30). 2Ebd. 379. 3Ebd. 402, 401. 4Ebd. 134f.; auch die folgenden Zitate.
	        

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