Volltext: 25 Jahre Liechtenstein-Institut

Sieglinde Gstöhl meinte 1998, dass Liechtenstein dieses Ziel noch nicht erreicht habe. Das postmaterialistische Zeitalter sei noch nicht an- gebrochen.13 Aber möglicherweise sind wir jetzt so weit, 13 Jahre später, 2011, da Liechtenstein als Staat zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg materiell zurückstecken muss, in den Staatsausgaben, in der für Liech- tenstein wichtigen Finanzwirtschaft, durch extremen Druck von aussen, welcher sich am Rande der Rechtsstaatlichkeit im rein Machtpolitischen bewegt, und die Not der Notwendigkeit uns zwingt, unsere Situation, unseren Staat, unsere Wirtschaft, unser Wachstum und unser Selbstver- ständnis zu hinterfragen, neu zu definieren, uns besser zu verstehen nach dem Taumel des Wohlstandswachstums. Es ist eine Chance, die, jetzt aus der Not kommend, uns veranlasst, uns auf unsere Werte zu besinnen, die wir aktiv pflegen wollen, uns un- serer Grenzen räumlich und inhaltlich zu besinnen, uns der Grenzen des Machbaren bewusst zu werden und uns zu fragen, wie und wo wir sie noch überschreiten können und dürfen, welche Grössenverträglichkei- ten wir aufzuweisen haben im Inneren, in dem, was wir selbst tun, und im Äusseren, was uns aufgezwungen wird und was wir auf uns nehmen. Es stellen sich Fragen, wie wir umgehen mit unseren beschränkten Res- sourcen in Landschaft und Raum, im Eigenstaatlichen und Regionalen und Internationalen, wie wir umgehen mit der Migration und unserer stärkeren Einbindung in den europäischen Staatenrahmen, da ein gros- ser Teil der heute von uns erlassenen Rechtsvorschriften uns von aussen vorgegeben wird. Wie gehen wir um mit unserem Staat, unserer Verfas- sung, unserer Monarchie und unserem Selbstverständnis auch als Demo- kratie, da wir seit dem Jahre 2003 mit einer neuen Verfassung leben, über deren Auswirkungen im Staatlich-politischen wir uns erst noch voll be- wusst werden müssen, da der materielle Wohlstand nicht mehr alles so leicht zudeckt. Ich glaube, eine neue Bescheidenheit und Selbstreflexion, eine Be- sinnung auf Werte unseres Staatswesens jenseits der materiellen Wohl- stands- und Wachstumsmaximen wird Einzug halten müssen, jenseits des stets Neid erregenden Protzertums, eine Besinnung auf das, für was wir stehen wollen, geschichtlich, kulturell, rechtsstaatlich, demokratisch, 17 
Gedanken zum Liechtenstein-Institut 13Sieglinde Gstöhl, Kleine Schriften Nr. 30, Seite 11
	        

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