Volltext: 25 Jahre Liechtenstein-Institut

1939. Stahmer war dort am Rande präsent, indem er an einzelnen Ge- sprächen von Begleitern des Fürsten bei deutschen Amtsstellen teil- nahm, so im «RuS-Hauptamt» (Rasse- und Siedlungs-Hauptamt), wo mögliche Güterrückgaben an das Fürstenhaus erörtert wurden.17Und nur drei Wochen nach dem liechtensteinischen Berlinbesuch bestätigte Stahmer sein Wohlwollen für Liechtenstein. Diesmal ging es um Sein oder Nichtsein des 
Fürstentums. Stahmers Vorstoss bei Hitler am 24. März 1939 Stahmer trug zur Erhaltung der Selbständigkeit des Landes bei, gegen den Anschlussputsch vom 24. März 1939. An jenem Tag versuchte die einheimische «Volksdeutsche Bewegung in Liechtenstein» in Koopera- tion mit NS-Gliederungen in Vorarlberg gewaltsam den Anschluss des Fürstentums. Vorbereitungen hierzu wurden da und dort gerüchteweise bekannt, in Vaduz, in Bern, auch in Berlin. Es hiess, hinter dem An- schlussplan stehe Franz Hofer, der Gauleiter von Tirol-Vorarlberg. Da- von erfuhr unter anderem der «Justitiar» des Fürsten, Dr. Albrecht Dieckhoff. Alarmiert wandte sich Dieckhoff an Stahmer, den er gut kannte. Stahmer seinerseits gelangte an Aussenminister Ribbentrop, die- ser beschied ihn, zu schauen, was sich machen lasse. Darauf weihte Stah- mer Legationsrat Walter Hewel, Ribbentrops Verbindungsbeamten des Auswärtigen Amtes zu Hitler, ein. Er bat ihn, den Führer über Gaulei- ter Hofers eigenmächtiges, unsinniges Vorhaben zu informieren. Stah- mer wusste, dass Hewel, der schon 1923 beim Hitlerputsch in München mitgewirkt hatte, Anliegen bei Hitler günstig anzubringen vermochte. Hewel suchte Hitler spätabends auf, dieser war über Hofers eigenmäch- tiges Vorgehen empört und untersagte jede Aktion gegen Liechtenstein. Knapp scheiterte der liechtensteinisch-vorarlbergische Anschlussputsch. 154Peter 
Geiger 17«Allgemeiner Vermerk über die Beziehungen Dr. D. zu Liechtenstein 1928–1941», [«Dr. D.» ist Dr. Albrecht Dieckhoff], 6 Seiten Masch., ohne Datum, unterzeichnet von Heinrich Georg Stahmer und Dr. Dieckhoff, o. D. (1951), Privatarchiv Alice v. Dieckhoff, Hamburg. (Der Autor dankt Alice v. Dieckhoff für die Überlassung ei- ner Kopie «Allgemeiner Vermerk» und für weitere Mitteilungen.) – Peter Geiger, Krisenzeit, Bd. 2, S. 232f. – Hanspeter Lussy / Rodrigo López, Liechtensteinische Finanzbeziehungen zur Zeit des Nationalsozialismus, Vaduz Zürich 2005, S. 302. – Peter Geiger, Kriegszeit, Bd. 2, S. 243.
	        

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