Volltext: 25 Jahre Liechtenstein-Institut

2007). Das Volk verwarf überraschend wuchtig das Gesetz mit fast 75 % seiner Stimmkraft. Halten wir hier fest, dass die heutigen Bauzonen seit Jahrzehnten für über 100 000 Einwohner bei derzeit 36 000 Platz bieten. Die plaka- tiv und populistisch vorgetragenen Argumente verfingen beim Stimm- volk und weckten reflexartige Ängste. Ganz offensichtlich ist die Mehr- heit der Stimmenden bereit, den nachfolgenden Generationen den dann- zumal nötigen Spielraum zu verwehren. Intakte Landschaften oder genügen «Ersatzlandschaften» im Kopf? Unser Rheintal wird zur «Verbrauchs-Landschaft» mit einem amor- phen, unstrukturierten Siedlungsbrei. Während wir im Tal massiv Raub- bau an der Ressource Boden betreiben, haben wir hinter dem Stegtunnel eher noch die «Schönlandschaft». Über dem Nebelmeer liegt unser «mo- ralisches» Massiv, mit viel Mythos ausgestattet und jeder Gipfel hat sein Gipfelkreuz. Unser Alpengebiet ist unser «Nationalpark», indem wir al- les aufbewahren, was vom Aussterben bedroht ist. Halten wir hinter dem Kulm den «Heidi»-Mythos hoch, so sind wir im Tal nüchterne, zweckrationale «Agglomeriten». Hier fehlt uns jedes Fingerspitzenge- fühl, Takt, Esprit im Umgang mit Sachen, Pflanzen, Tieren, Menschen, Landschaften, Bauten. Hier gälte es mehr Raumsensibilität zu entwi- ckeln. Die Landschaftsbeeinträchtigung darf nicht blind als «Fortschritt» akzeptiert werden. Wir kommen nicht darum herum, uns Gedanken über eine angemessene «Kulturlandschaft» zu machen, weil die aktuelle Landschaft nicht mehr diejenige in unseren Köpfen ist. Diese «Kultur- landschaft» wird zwar eine verstädterte Landschaft sein, eine «Zwi- schenstadt» zwischen Natur und «Kultur». Auch im Talraum brauchen wir eine Sensibilisierung für die Erhaltung von Freiräumen. Deren Of- fenhaltung wird in den kommenden Jahrzehnten als «grüne Lungen» immer wichtiger. Drei Fragen stehen hier im Vordergrund: –Wie machen wir den besiedelten Raum wieder zu einem Teil der Kulturlandschaft ausgestattet mit Lebensqualität? Wie betten wir unsere derzeit ausufernden Ortschaften in die Landschaft ein? Gelingt uns die Lenkung der Zersiedelung in eine Umgestaltung als «Gartenstadt»? 108Mario 
F. Broggi
	        

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